Sorgt Marktwirtschaft für gerechte Verteilung?

Sorgt Marktwirtschaft für gerechte Verteilung?

Seminar zu Philosophie und Ökonomie

Das Problem der gerechten Verteilung von Gütern und Pflichten innerhalb einer Gemeinschaft ist zumindest so alt wie die abendländische Philosophie, vermutlich aber so alt wie menschliche Sozialität überhaupt. Auch wenn die jeweiligen Kriterien für eine gerechte Verteilung sehr unterschiedlich ausfallen, hat die Frage nach Gerechtigkeit bis in die heutige Zeit nichts an ihrer Aktualität verloren, sondern gewinnt in Zeiten der globalen Finanzkrise eine neue Dringlichkeit. In wesentlichen Bereichen unserer heutigen Wirtschaftsordnung wird die Allokation von Gütern "durch den Markt geregelt". Hierbei wird die Frage aufgeworfen, wie diese Allokation aus ökonomischer und philosophischer Perspektive zu bewerten ist. Ist sie effizient? Maximiert sie die ökonomische Wohlfahrt? Und vor allem: Ist sie gerecht?

Falls wir die Marktallokation als gerecht ansehen, so ist zu klären, welche Mechanismen dazu führen, dass scheinbar zufällig wünschbare Ergebnisse erzielt werden. Falls nicht, drängt sich die Frage auf, welche Verteilungskriterien wir den Maßstäben der klassischen Ökonomie vorziehen. Gleichheit, Leistung und Bedarf sind dabei nur drei der am häufigsten genannten Alternativen.

Das Seminar wird versuchen, mögliche Strategien zur Beantwortung dieser Grundsatzfrage aufzuzeigen, indem in die Arbeits- und Denkweise einerseits der politischen Philosophie, andererseits der modernen Volkswirtschaftslehre eingeführt wird. So diskutieren wir einerseits die klassischen wie gegenwärtigen Konzepte der philosophischen Gerechtigkeitstheorie, andererseits die theoretischen Grundlagen der Allokation innerhalb der Ökonomie.

Ziel des Seminars ist es, durch die gemeinsame Diskussion dieser Fragen einen Einblick in die verschiedenen Herangehensweisen der Wirtschaftswissenschaften und der Philosophie zu vermitteln. Es wird geleitet von Paul Schempp als philosophisch interessiertem Ökonom und Max Winter als Philosoph, richtet sich aber nicht nur an Teilnehmer mit ausgeprägtem Interesse an beiden Fächern, sondern ebenso an solche, die sich für die gesellschaftliche Relevanz der Frage begeistern können. Wir möchten dabei nicht so sehr die Vermittlung eines fertigen Stoffes, sondern die gezielte Diskussion anhand zentraler Texte, Argumente und Experimente in den Mittelpunkt stellen.