Florian Ludwig
Florian Ludwig
Mediziner und Geograph
Florian Ludwig, geboren 1973 und aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Hessen, verbrachte seine Schulzeit in Gießen. Daraufhin studierte er Geographie in Gießen und Rovaniemi/Lappland, wobei er sich hauptsächlich mit der Frage beschäftigte, wie die Gletscher der Hochgebirge und der Arktis auf den Klimawandel reagieren. Während des Studiums und im Anschluss daran nahm er an mehreren Forschungsprojekten in den Alpen, Kasachstan und auf Spitzbergen teil. Seine Diplomarbeit an der Universität Zürich schrieb er über die Reaktion des Permafrostes auf die Erderwärmung.
Von 2004 bis 2012 absolvierte er an der Universität Freiburg ein Zweitstudium der Humanmedizin. Seine besonderen Interessen liegen hier bei den chirurgischen Fächern und der Medizinethik.
In seiner Freizeit zieht es ihn in die großen Hochgebirge und Wildnisgebiete der Erde, immer wieder nach Chile und auf sein altes Fischerboot in Norwegen. Seit vielen Jahren betreibt er alpines Felsklettern, meistens in den Alpen und den Anden. Als Fachübungsleiter des Deutschen Alpenvereins führt er Gruppen und Expeditionen.
Seminare
»Natur« gehört zu den schillerndsten und vieldeutigsten Begriffen. Wir sehnen uns nach ihr und fürchten uns vor ihr, wir möchten sie bewahren und überwinden, sie ist Raum für unsere Erholung und Untersuchungsobjekt unserer Wissenschaften. In all diesen Verwendungen wird meist implizit vorausgesetzt, wir hätten schon verstanden, was »Natur« eigentlich bedeutet. Aber was erlaubt es uns, beim Anblick einer weiten Hügellandschaft, bei der Analyse menschlicher Neurotransmitter oder der Annahme von Higgs-Teilchen zu meinen, wir hätten es jeweils mit Natur zu tun? Und welche Forderungen lassen sich aus diesen Naturbegriffen eventuell für das menschliche Handeln ableiten?
Das Seminar möchte diese Fragen aus der Perspektive der Philosophie und Wissenschaftstheorie diskutieren. Dazu sollen in einem ersten Schritt die begrifflichen Grundlagen geklärt werden, um nach Möglichkeit die verschiedenen Verwendungsweisen des Konzepts voneinander abgrenzen zu können. In einem zweiten Schritt soll es dann darum gehen, mögliche ethische Implikationen unseres Naturverständnisses herauszuarbeiten. Dabei soll der Aufgabe der Naturwissenschaften in unserer Gesellschaft besondere Aufmerksamkeit zuteil werden: Sind sie neutrales Organ der Beobachtung – oder nützliches Werkzeug zur Beherrschung der Natur? Um dies zu diskutieren, werden Positionen bekannter Vertreter der Naturwissenschaften selbst befragt und mit alternativen (ästhetischen, künsterischen und ethischen) Herangehensweisen an Natur verglichen.
Das Seminar wird vom Philosophen und Historiker Max Winter in Zusammenarbeit mit dem Geographen Florian Ludwig geleitet.
»Natur« gehört zu den schillerndsten und vieldeutigsten Begriffen. Wir sehnen uns nach ihr und fürchten uns vor ihr, wir möchten sie bewahren und überwinden, sie ist Raum für unsere Erholung und Untersuchungsobjekt unserer Wissenschaften. In all diesen Verwendungen wird meist implizit vorausgesetzt, wir hätten schon verstanden, was »Natur« eigentlich bedeutet. Aber was erlaubt es uns, beim Anblick einer weiten Hügellandschaft, bei der Analyse menschlicher Neurotransmitter oder der Annahme von Higgs-Teilchen zu meinen, wir hätten es jeweils mit Natur zu tun? Und welche Forderungen lassen sich aus diesen Naturbegriffen eventuell für das menschliche Handeln ableiten?
Das Seminar möchte diese Fragen aus der Perspektive der Philosophie und Wissenschaftstheorie diskutieren. Dazu sollen in einem ersten Schritt die begrifflichen Grundlagen geklärt werden, um nach Möglichkeit die verschiedenen Verwendungsweisen des Konzepts voneinander abgrenzen zu können. In einem zweiten Schritt soll es dann darum gehen, mögliche ethische Implikationen unseres Naturverständnisses herauszuarbeiten. Dabei soll der Aufgabe der Naturwissenschaften in unserer Gesellschaft besondere Aufmerksamkeit zuteil werden: Sind sie neutrales Organ der Beobachtung – oder nützliches Werkzeug zur Beherrschung der Natur? Um dies zu diskutieren, werden Positionen bekannter Vertreter der Naturwissenschaften selbst befragt und mit alternativen (ästhetischen, künsterischen und ethischen) Herangehensweisen an Natur verglichen.
Das Seminar wird vom Philosophen und Historiker Max Winter in Zusammenarbeit mit dem Geographen Florian Ludwig geleitet.
Die heutige hochtechnisierte Medizin verlängert und verbessert das Leben von Millionen Menschen. Zugleich bringt sie jedoch neue Herausforderungen mit sich, die sowohl individuelles als auch gesellschaftliches Konfliktpotenzial entfalten. Das liegt insbesondere daran, dass diese Herausforderungen unser Verständnis von „Selbstbestimmung“, „Gerechtigkeit“ und einem „guten Leben“, aber auch das berufliche Selbstverständnis vieler Ärzte zutiefst betreffen.
Im Seminar legen wir unseren Schwerpunkt auf zwei besonders brisante medizinethische Entwicklungen der vergangenen Jahre, nämlich auf die Herausforderungen der Transplantationsmedizin sowie die zunehmende Ökonomisierung des Gesundheitswesens.
Wir werden somit zunächst untersuchen, welche Organe auf welche Weise gegenwärtig transplantiert werden können, wie deren Vergabe europaweit organisiert ist – und anhand welcher Kriterien diese Vergabe entschieden wird. Denn hierbei entsteht nicht nur Missbrauchspotenzial, sondern es konkurrieren auch unterschiedliche Gerechtigkeitsmodelle miteinander, wodurch verschiedene neue drängende Fragen entstehen.
Im zweiten Teil des Seminars widmen wir uns der zunehmenden Regulierung des Gesundheitswesens nach den Kriterien von Wettbewerb und Effizienzsteigerung. Problematisch ist diese Entwicklung zum einen, weil sie von den Leistungsanreizen für Patienten und Ärzte bis zu den Zielen von Krankenhäusern und Krankenkassen mittlerweile alle Ebenen des Gesundheitswesens umfasst. Zum anderen ist diese Entwicklung problematisch, weil damit neue, teils schwerwiegende Zielkonflikte im Spannungsfeld von ärztlichem Berufsethos, Patientenwohl, Pharmaindustrie, Krankenhäusern und Krankenkassen entstehen. Kann ein Patient beispielsweise noch vollends auf die Empfehlung eines Arztes vertrauen, der Bonuszahlungen für bestimmte Diagnosen oder Therapien erhält? Können wir erwarten, dass Krankenhäuser, die von börsennotierten Kapitalgesellschaften geführt werden, ihr Handeln primär in den Dienst der Patienten stellen? Ist Patienten und auch Ärzten mit der Umstellung des Abrechnungsverfahrens auf das DRG-System (diagnosis related groups) tatsächlich gedient?
Am letzten Seminartag besteht dann die Möglichkeit, entweder eine Facette dieser beiden Themengebiete weiter zu vertiefen oder auch ein weiteres Feld der Medizinethik zu bearbeiten – wie etwa Sterbebegleitung oder Präimplantationsdiagnostik (PID). Dies überlassen wir den Interesseschwerpunkten der Teilnehmer und freuen uns schon jetzt auf ein diskussions- und erkenntnisreiches Seminar.
Die Geschichte der Medizin ist zugleich eine Geschichte faszinierender technischer und therapeutischer Fortschritte – zumindest insofern, als so die Handlungsreichweite von Ärzten und Therapeuten erheblich erweitert wurde. Viele dieser Entwicklungen verlängern unser Leben oder verbessern unsere Lebensqualität im Krankheitsfall erheblich. Allerdings werden sie auch von unausweichlichen Schatten verfolgt, und manche dieser Schatten entstehen sogar erst durch die medizinisch-technischen Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte.
Zu diesen unausweichlichen Schattenseiten zählen die Fragen, ob bestimmten Paaren die Präimplantationsdiagnostik (PID) gestattet sein sollte, ob Ärzte ihre Patienten auf Verlangen töten oder sie zumindest beim Sterben unterstützen dürfen, aber auch, nach welchen Kriterien Spenderorgane vergeben werden und wie wir die Einhaltung dieser Kriterien gewährleisten können. In diesen Fällen kollidieren bestimmte Wertvorstellungen und Weltanschauungen mit den Selbstbestimmungsansprüchen von Betroffenen oder den möglichen Rechten von ungeborenem Leben. In anderen Fällen kollidieren zudem die Wünsche der Betroffenen mit den hohen Kosten medizinischer Verfahren und den begrenzten Mitteln der Krankenkassen und Krankenhäuser. – Wie weit können die Selbstbestimmungsrechte des Einzelnen hier reichen, und wie lassen sich die knappen Mittel im Gesundheitswesen auf gerechte Weise verteilen? Welche Rolle spielen moralische Pflichten, soziale Nützlichkeitserwägungen und individuelle Tugenden in diesen schwierigen Situationen? Und welche Argumentationsstrategien führen zu welchen Ergebnissen?
In unserem Seminar werden wir die Kernprobleme der PID, der Transplantationsmedizin und der medizinischen Ökonomie anhand prominenter Beispiele und Positionen diskutieren. Auf diese Weise erfahren die Teilnehmer nicht nur etwas über die Grundfiguren des ethischen Argumentierens, sondern erwerben sich auch medizinisches, philosophisches und rechtliches Grundlagenwissen.
Das Seminar wird geleitet vom medizinisch interessierten Philosophen Philippe Merz und dem ethisch versierten Humanmediziner Florian Ludwig.
Nur wenige Diskussionen haben die Menschen in den letzten Jahren so sehr zu privaten, öffentlichen und wissenschaftlichen Stellungnahmen herausgefordert wie die Frage, ob bestimmten Paaren die Präimplantationsdiagnostik (PID) erlaubt sein sollte, in welchem Maß die Sterbebegleitung legal sein sollte, nach welchen Kriterien Organspenden vergeben werden dürfen oder wie die knappen Gelder im Gesundheitswesen verteilt werden sollen.
Die Brisanz derartiger medizinethischer Probleme speist sich nicht nur aus einem verbreiteten Unbehagen gegenüber der hochtechnisierten Medizin, sondern auch daraus, dass diese Probleme uns alle zutiefst persönlich betreffen. Sie fordern uns heraus zu sagen, wie wir leben und wie wir sterben wollen. Sie nötigen uns aber auch dazu, diese Fragen für andere Menschen mit zu beantworten – Menschen mit ganz eigenen Lebensentwürfen, spezifischen moralischen Überzeugungen oder besonderen Krankheitsdiagnosen.
In unserem Seminar werden wir versuchen, die oft hitzigen Debatten hierüber mit kühlem Kopf zu analysieren und die argumentativ überzeugendsten Antworten zu ermitteln. Dafür werden wir uns zunächst das begriffliche Rüstzeug erarbeiten, um die wichtigsten medizinethischen Argumentationsstrategien besser entschlüsseln und einordnen zu können. Wir werden etwa untersuchen, welchen Stellenwert der Begriff der Menschenwürde in der Medizinethik einnehmen kann, was es bedeutet, "deontologisch", "konsequenzialistisch" oder "tugendethisch" zu argumentieren, und welche Folgen sich aus diesen unterschiedlichen Theorietypen für konkrete medizinethische Probleme ergeben.
Somit stehen die theoretischen Auftaktüberlegungen von Beginn an in enger Verbindung mit den praktischen Herausforderungen, auf die wir uns im Seminar konzentrieren wollen: den Herausfoderungen der Eugenik, der Sterbebegleitung, der Transplantationsmedizin und der medizinischen Ökonomie. Hierfür werden wir sowohl mit einflussreichen Fachaufsätzen, Zeitungsartikeln, Gesetzestexten und ärztlichen Kodizes arbeiten als auch mit konkreten Fallbeispielen aus dem ärztlichen Alltag. Auf diese Weise bleiben die Diskussionen nicht nur anwendungsnah, sondern erlauben auch den Blick auf die schwierige Frage, ob es für die ungeheure Vielfalt klinischer Fälle überhaupt eine allgemeinverbindliche Weise des richtigen medizinethischen Handelns geben kann – oder ob nicht eine Pluralität von Entscheidungskriterien angemessener erscheint. Dann aber stellt sich wiederum die Frage, ob solch einer Pluralität nicht auch eine gewisse Beliebigkeit unserer ethischen Kriterien und Normen zur Folge hat. Wie steht es in diesem Zusammenhang mit denjenigen Positionen, die eine solche Beliebigkeit durch den Rückgriff auf eine religiöse Morallehre einzudämmen versuchen? Und was folgt aus den möglichen Antworten auf diese Fragen für das Selbstverständnis von Ärzten und Pflegern sowie für das Leben jedes einzelnen Bürgers?
Das Seminar wird geleitet vom medizinisch interessierten Philosophen Philippe Merz und dem ethisch versierten Humanmediziner Florian Ludwig. Neben ausgewählten medizinethischen Texten, die wir rechtzeitig vorab zur Verfügung stellen, wird die Diskussion von Fallbeispielen im Zentrum der gemeinsamen Arbeit stehen. Das Seminar richtet sich an all diejenigen, die Medizin oder Philosophie studieren möchten, aber ebenso an all diejenigen, die sich die Möglichkeiten medizinethischen Argumentierens unvoreingenommen erschließen möchten.