Was ist Kunst?

Was ist Kunst?

Seminar zu Philosophie und Kunsttheorie und Kunstgeschichte

Im offenen Austausch zwischen Philosophie und Kunstgeschichte werden wir gemeinsam in die Frage nach der Wahrnehmung, Deutung und Interpretation von Kunstwerken einsteigen. Ist es möglich, in einem objektiven Sinn von Kunst zu sprechen – oder liegt ein solches Urteil grundsätzlich im Auge des Betrachters? Wir werden durch die Analyse exemplarischer Kunstwerke und die Lektüre von grundlegenden Texten zur Ästhetik untersuchen, wie die Betrachtung der Kunstwerke und deren Belegung mit ästhetischen Werturteilen ein komplexes Wechselspiel zwischen den Methoden und Perspektiven der Philosophie einerseits und der Kunstgeschichte andererseits provoziert.

Die Kunst stellt seit jeher für die Philosophie ein besonderes Problem dar – einerseits als Gegenstand unserer Wahrnehmung und Beurteilung, die in uns Interpretationen, Emotionen und historische Bezüge wachruft, anderseits als eigentümliches menschliches Produkt im Unterschied zur Natur. Anhand einer Auswahl philosophischer Texte (Platon, Aristoteles, Baumgarten, Kant, Hegel, Gadamer, Goodman) werden wir gemeinsam untersuchen, ob die Kunst primär eine gesellschaftliche Funktion erfüllt oder  nur für sich betrachtet werden kann im Sinne des Ausspruchs l’art pour l’art. Was geschieht genau, wenn wir von einem Kunstwerk sagen, es sei schön – und worin unterscheidet sich ein solches Urteil von demjenigen über ein Naturphänomen?
Gleichzeitig sollen diese Probleme in Auseinandersetzung mit der Kunsttheorie diskutiert werden, die sich bereits seit der Renaissance mit den Fragen nach dem Wesen der Kunst auseinandersetzt. Sie hat die Aufmerksamkeit auf Begriffe wie ›Abbild‹ und ›Idealbild‹, ›Transzendenz‹ und ›Immanenz‹ gerichtet, die von ihrer Aktualität auch heute nichts eingebüßt haben. Ein Spiegel dieser Geschichte bieten literarische Kunstbeschreibungen (etwa von Nietzsche, Freud, Thomas Mann u.a.). Ausgewählte historische Positionen werden wir im Seminar gemeinsam erarbeiten, kritisch diskutieren und schließlich durch die Betrachtung der Kunstwerke selbst auf ihre Reichweite hin prüfen. Das Seminar bietet somit die einzigartige Möglichkeit, Theorie und Praxis der Kunstkritik miteinander zu verbinden.

Geleitet wird das Seminar von der Philosophin Lidia Gasperoni und dem Kunsthistoriker Simon Gabriel Neuffer, die sich beide intensiv mit ästhetischer Theorie – einerseits als Form der Wahrnehmung, anderseits in der Kunst – beschäftigen. Es richtet sich besonders an Freunde der Ästhetik und Kunstgeschichte, ist aber offen für all jene, die sich – gerade in Italien – für die Kunst und ihre Interpretation interessieren. Das Thema verbindet sich zugleich hervorragend mit der Exkursion nach Rom, wo ein Teil der besprochenen Kunstwerke im Original besichtigt werden kann.