Akademie für Geisteswissenschaften
Collevecchio 2019
Gruppenphoto der Teilnehmer und Dozenten der Freigeist-Akademie für Geisteswissenschaften 2019.
2019
Freigeist-Akademie für Geisteswissenschaften 2019
Im Jahre 2018 wurden die folgenden Seminare angeboten.
»Nicht die Bosheit, sondern die Schwäche der Menschen ist das, was die Menschenwürde am tiefsten entstellt und herabzieht.«
(Dietrich Bonhoeffer)
»Das ist hier die Frage:
Obs edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern
Des wütenden Geschicks erdulden oder,
Sich waffnend gegen eine See von Plagen,
Durch Widerstand sie enden?"
(William Shakespeare: Hamlet; übers. v. Fr. Schlegel)
Worin wurzelt Widerstand? Oft genug verstehen wir Widerstand vorrangig in seiner Erscheinungsform als politisches Tun: »Ich bin dagegen.« Einerseits tritt ein solches Dagegen immer in einem inneren Zusammenhang auf: Wogegen bin ich? Warum? Wofür bin ich? Ich protestiere, lege also Zeugnis für etwas ab (»pro testare«). Zum anderen steht es im äußeren Verhältnis zu einem Bezugspunkt, es ist ein Widerstreit der Kräfte. Es geht um Macht und Ohnmacht, Kraft und Gegenkraft (actio – reactio). Mithin geht es um Stärke und Schwäche, um Starke und Schwache. Widerstand hat eine Richtung, ist gerichtet. Je nach Perspektive übt man ihn aus, oder man stößt auf ihn und muss ihn überwinden.
Ist Widerstand immer fortschrittlich und Avantgarde? Kann Widerstand nur von einer Minderheit ausgeübt werden? Hängt wirksamer Widerstand davon ab, ob er offen oder verdeckt stattfindet? Ist Widerstand sympathisch? Ist es ärgerlich, auf Widerstand zu stoßen? Ist Lernen und Erkennen und Lieben ohne Widerstand möglich? Wo liegt das Gegenteil von Widerstand? Was ist kluger Widerstand? Wie stehen denkender und handelnder Widerstand zueinander? Ist Widerstand das Privileg Einzelner oder Verpflichtung eines Jeden? Wie unterscheiden sich Reibung und Widerstand? Kann Widerstand missbraucht werden? Wie stehen Ästhetik und Widerstand in Beziehung? Wann endet Widerstand?
Das Seminar nimmt solche Fragen als eine Wolke von Ausgangspunkten. Wir füttern die Auseinandersetzung mit Gedanken der Geistesgeschichte, mit Texten der Philosophie, Literatur und politischen Theorie, mit Material aus Theater und Film, mit Werken der Bildenden Kunst und der Musik. Im gemeinsamen Gespräch bilden und entwickeln wir unser Verständnis von Widerstand und widerstehen der Versuchung einer einfachen Lesart
Auf eigener Seite anzeigenWas heißt und zu welchem Ende studiert man die Rechte? Die Frage ist so alt, wie das Jura-Studium selbst. Aber was hat das mit Kunst zu tun? Viel. Möglicherweise. Denn zwischen Kunst und Recht gibt es zahlreiche Wechselwirkungen.
Künstler und Juristen beschäftigt gleichermaßen die Frage. Wie kann das Recht dargestellt werden? Wie Gerechtigkeit? Ein Blick in die Geschichte wirft zudem die Frage auf, wann und warum Bilder und Kunstwerke das Recht zu legitimieren hatten?
Und heute? Gibt es ein Recht der Kunst? Ein Recht auf Kunst? Sollte der Staat Kunst schützen oder müsste nicht vielmehr die Kunst vor dem Staat geschützt werden? Was bedeutet Kulturgutschutz? Was ist Raubkunst?
Den Fragen versucht das Seminar anhand historischer und aktueller Beispiele nachzugehen. Dabei werden keinerlei Vorkenntnisse vorausgesetzt, aber Interesse an den Fragen: Wie sehen Künstler das Recht? Wie blicken Juristen auf Kunst?
Das Seminar wird von dem Kunsthistoriker Daniel Leis und dem Juristen Felix Meister geleitet.
Auf eigener Seite anzeigen»… ich weiß, daß ich nicht weiß …«
Sokrates
Die Naturwissenschaft durchdringt heute all unsere Lebensbereiche. Durch die Ermöglichung neuer Technologien bestimmt sie unser Handeln, in unserer Gesellschaft hat sie Glauben und Religion ihre angestammten Plätze streitig gemacht, doch vor allem bestimmt sie durch ihre Methoden unseren Begriff von Wahrheit. Unser Verständnis von Natur ist durch ihre Gesetze beherrscht, durch ihr Fortschrittsversprechen prägt sie unser Geschichts- und durch ihre Erkenntnisse unser Weltbild.
Aber was ist eigentlich Wissenschaft? Was sind die Kriterien für die Wissenschaftlichkeit von Erkenntnis? Und wie können wir überhaupt Erkenntnis erlangen, durch Erfahrung oder durch Nachdenken? Und was sind eigentlich Naturgesetze? Fußen sie auf unumstößlicher Wahrheit oder auf historisch bedingte und damit relative Methoden? Wieso können wir in den Naturwissenschaften vermittels der Mathematik – einer reinen Geisteswissenschaft – Erkenntnisse über die Natur erlangen? Wie ist Mathematik, wie ist Physik möglich und warum läßt sich die Natur überhaupt nach Gesetzen ordnen und ist nicht vielmehr chaotisch?
Diese Fragen immer wieder zu stellen, scheint angesichts der Allgegenwärtigkeit von Wissenschaft durchaus gerechtfertigt zu sein. Dabei ist die Frage, was Wissenschaft eigentlich sei, genauso alt ist, wie die Wissenschaft selbst. Das systematische Forschen nach Gründen, die Suche nach Wahrheitskriterien jenseits von Mythen und Offenbarungslehren, die Versuche, Wege für einen sicheren Gang der Erkenntnis zu finden, führten zur Geburtsstunde moderner Wissenschaften in der Antike. Heute gehören solche Fragen zur Wissenschaftstheorie, einem Teilgebiet der Philosophie, und sind somit selbst Teil der Wissenschaft.
Im Seminar wollen wir uns der Frage, innerhalb welcher Grenzen wissenschaftliche Erkenntnis möglich ist, aus zwei Perspektiven widmen. Zum einen wollen wir klassische, moderne und zeitgenössische Positionen zur Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie erarbeiten. Dabei soll auch in die Arbeits- und Denkweise der theoretischen Philosophie eingeführt werden. Zum anderen wollen wir das Problemfeld aus dem Blickwinkel von Physik und Mathematik selbst betrachten.
Das Seminar wird von dem Philosophen Simon Gabriel Neuffer und dem Physiker und Mathematiker Anselm Shah geleitet. Es richtet sich an alle, die Interesse an der Frage nach der Möglichkeit von Erkenntnis haben und setzt keine besonderen Kenntnisse in Physik oder Mathematik voraus. Physik- und Mathematikenthusiasten werden dennoch Raum finden, ihr fortgeschrittenes Wissen anzubringen.
Auf eigener Seite anzeigen»Wenn die Weberschiffe selber webten, … dann freilich bedürfte es für die Meister nicht der Gehilfen und für die Herren nicht der Sklaven.«
(Aristoteles, Politik)
Arbeit gilt als wichtiger Zweck des menschlichen Daseins. Ein Blick in die Geschichte zeigt jedoch, daß dies nicht immer so gewesen ist; vielmehr ist die große Bedeutung, die wir heute der Arbeit beimessen, eine Besonderheit der letzten paar Jahrhunderte. Allerdings werden in unserer Gegenwart jene Stimmen lauter, die ein nahes Ende der Arbeit beschwören. Viele sehen die rasanten Entwicklungen in Bereichen der Automatisierung, der Robotik und der künstlichen Intelligenz als Anzeichen dafür, daß menschliche Produktivkraft bald überflüssig werden könnte. Dennoch richten wir nach wie vor unser individuelles und gesellschaftliches Leben wesentlich auf Arbeit und Erwerbstätigkeit aus. Unsere Bildung und Ausbildung gelten vor allem diesem Zweck. Und unsere modernen Staaten beziehen mehr als die Hälfte ihrer Steuereinnahmen aus der Arbeit ihrer Bürger.
Unser Seminar hat somit ein doppeltes Ziel. Zum einen wollen wir uns einer Vielzahl literarischer, historischer und theoretischer Quellen über Arbeit widmen: Texte, Bilder, Filme. Zum anderen werden wir vor diesem Hintergrund einige der offenen Fragen diskutieren, die Arbeit heute für uns alle zu einem dringenden Thema machen. Unsere aktuellen Probleme gewinnen an Tiefe, wenn wir sie durch ein breites Spektrum an Positionen und Imaginationen der Vergangenheit und Gegenwart anreichern. Lebt das mittelalterliche Motto »ora et labora« womöglich in der Arbeitsverherrlichung der modernen Sozialdemokratie fort? Hat die antike Geringschätzung körperlicher Arbeit ihre neuzeitliche Entsprechung in Utopien einer Zukunft ohne Arbeit? Wie hängt die Abschaffung der Sklaverei mit den Folgen der Industriellen Revolution oder mit der Rede von »Human Resources« zusammen? Ist es gerecht, daß Menschen verschiedener Herkunft oder verschiedenen Geschlechts für die gleiche Tätigkeit unterschiedlich entlohnt werden? Wie bereitet man sich auf einen Arbeitsmarkt vor, der zu einem großen Teil darin besteht, Aufgaben aus menschlichen Händen und Köpfen in technische Lösungen zu überführen? Und wie können wir uns eine Zukunft vorstellen, in der die Menschheit von lästiger Arbeit weitgehend erlöst ist?
Mit diesen und weiteren Fragen rund um das Thema Arbeit richtet sich das Seminar an all diejenigen, die sich für eine gerechtere Verteilung des Wohlstands dieser Welt interessieren, an all diejenigen, die gern mehr über das Verhältnis von Mensch und Technik erfahren möchten und an all diejenigen, die gern von einer sinnvolleren Gestaltung kostbarer Lebenszeit träumen.
Das Seminar wird vom Literaturwissenschaftler und Philosophen Vincent Heßling und der Juristin Charlotte Heppner geleitet.
Auf eigener Seite anzeigenDie Dozenten der Freigeist-Akademie 2019
Johannes Vincent Knecht ging auf die Freie Waldorfschule in Essen und machte im Jahr 2000 dort Abitur. Es folgte – gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes – ein langes Studium der Kunstgeschichte, Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaften in Berlin und Edinburgh, mit einer abschließenden Magisterarbeit zu Anselm Kiefer. Seitdem arbeitet er als Dozent unter anderem an der Hochschule der bildenden Künste in Essen sowie als freiberuflicher Geisteswissenschaftler in Berlin. Seine Doktorarbeit zur Wahrnehmung mittelalterlicher Skulptur an der Freien Universität Berlin ist fast fertig.
Darüber hinaus beschäftigt er sich mit ästhetischer Theorie sowie mit der Kunst der Moderne und des Manierismus. Seine übrige Lebenszeit widmet er seiner kleinen Tochter, dem Theater, dem Tango und dem Spaziergang im Wald.
Auf eigener Seite anzeigenDaniel Leis ist Kunsthistoriker und leitet den Bereich „Museen und Sammlungen“ der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt. Nach kaufmännischer Lehre studierte er an den Universitäten Mainz, Berlin und Bologna. Sein Magisterexamen erwarb er mit einer Arbeit zu Venedig. 2012 war er Mitarbeiter am Kunsthistorischen Institut in Florenz und zwischen 2013 und 2014 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Mainz. Vielfältig war und ist er in der Kunstvermittlung und der Erwachsenenbildung tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Kunst der Frühen Neuzeit, die Reformationsgeschichte sowie der Städtebau. Der Kunst und Kultur Italiens gilt seine besondere Leidenschaft.
Auf eigener Seite anzeigenFlorian Ludwig, geboren 1973 und aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Hessen, verbrachte seine Schulzeit in Gießen. Daraufhin studierte er Geographie in Gießen und Rovaniemi/Lappland, wobei er sich hauptsächlich mit der Frage beschäftigte, wie die Gletscher der Hochgebirge und der Arktis auf den Klimawandel reagieren. Während des Studiums und im Anschluss daran nahm er an mehreren Forschungsprojekten in den Alpen, Kasachstan und auf Spitzbergen teil. Seine Diplomarbeit an der Universität Zürich schrieb er über die Reaktion des Permafrostes auf die Erderwärmung.
Von 2004 bis 2012 absolvierte er an der Universität Freiburg ein Zweitstudium der Humanmedizin. Seine besonderen Interessen liegen hier bei den chirurgischen Fächern und der Medizinethik.
In seiner Freizeit zieht es ihn in die großen Hochgebirge und Wildnisgebiete der Erde, immer wieder nach Chile und auf sein altes Fischerboot in Norwegen. Seit vielen Jahren betreibt er alpines Felsklettern, meistens in den Alpen und den Anden. Als Fachübungsleiter des Deutschen Alpenvereins führt er Gruppen und Expeditionen.
Auf eigener Seite anzeigenFelix Meister studierte Rechtswissenschaften und Kunstgeschichte in Mainz und Rom. Heute ist er für die Landesregierung Sachsen-Anhalts tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Denkmalschutz und Denkmalpflege, Kulturförderung, Kulturgutschutz und UNESCO-Welterbe sowie der staatlichen Aufsicht über öffentliche Kultureinrichtungen. Er ist ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht und dilettiert in der Zubereitung von Pasta. Sein besonderes Interesse gilt der Kunst und Architektur des 19. Jahrhunderts; des Jahrhunderts, das es zu der Erkenntnis brachte, dass die Kunst mehr wert ist als die Wahrheit.
Auf eigener Seite anzeigenSimon Gabriel Neuffer ging in Essen zur Schule und absolvierte dort sein Abitur. Er studierte – gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes – Philosophie, Kunstgeschichte und Neuere Deutsche Philologie an der Technischen Universität und der Freien Universität Berlin sowie in Florenz. Von 2013 bis 2016 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Technischen Universität Berlin. Seit 2016 ist er Visting Scholar an der Columbia University in New York.
Seine Interessen liegen vor allem in der Erforschung der Philosophie des Deutschen Idealismus und Kants sowie der griechischen Philosophie. Des weiteren ist ihm die Geschichte der Kunst der Frühen Neuzeit und des Klassizismus sowie die Literatur der Goethezeit ein wichtiges Anliegen.
Er »möchte gern, was auf der Erden / Und in dem Himmel ist, erfassen, / Die Wissenschaft und die Natur. […] Doch freilich würde [ihm] behagen / Ein wenig Freiheit und Zeitvertreib / An schönen Sommerfeiertagen.«
Auf eigener Seite anzeigenAlexander Radebach kommt aus Berlin und blieb lange Zeit dort: Nach seinem Abitur und Zivildienst studierte er Physik an der Humboldt-Universität. Nicht zuletzt dank eines Stipendiums der Studienstiftung des deutschen Volkes endete die Berliner Epoche – vorerst – mit einem Jahr an der Ecole Normale Supérieure in Paris. Nach der Rückkehr rief das Studienkolleg zu Berlin, wo er in der Gruppe »Physis Stadt Tirana - Alle Straßen gehen« zusammen mit fünf europäischen Studenten eine promenadologischen Blick auf den »Körper Stadt« warf. Die Reflektionen hierzu wurden im Band 5 der Reihe »Projekt Junges Europa« (Wehrhahn-Verlag), das Bildmaterial auf physisstadt.org veröffentlicht. Im Anschluss rief die Diplomarbeit ans Postdam-Institut für Klimafolgenforschung, unmittelbar neben dem Einsteinturm. Hier forschte Alexander in der Arbeitsgruppe »Transdisziplinäre Konzepte und Methoden« daran, Klimazeitreihen unter Zuhilfenahme von statistischen Assoziationsmaßen in sogenannte funktionale Netzwerke zu überführen. Im Kern ist dies der Versuch, immense Datenmengen derart einzukochen, dass Erkenntnisse zu den chaotischen Wechselwirkungen des Klimasystems als Destillat zutage treten und die Theorie(neu- und -weiter)entwicklung stützen.
Die tiefe Leidenschaft für das Theater war und ist seine stete Begleiterin. Nach einigen Arbeiten als Regisseur führte sie ihn als persönlichen Referenten des Intendanten an das Theater und Orchester Heidelberg. Die Bilanz der dortigen Intendanz mündete in den Band »Sehnsucht 05/11« (Verlag Wunderhorn), den Alexander redaktionell verantwortete.
Wiederum führte es ihn zurück in die Hauptstadt, an das Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change, ein zuvorderst wirtschaftswissenschaftliches Institut, das zu Fragen der Ökonomie des Klimawandels forscht. Hier arbeitet Alexander an seiner Dissertation zum Spannungsfeld von wirtschaftlicher Entwicklung und Klimaschutzanstrengungen.
Anselm Shah ging in Berlin zu Schule und absolvierte dort seine Abitur. Er studierte Mathematik und Physik in Stuttgart, wo er seit 2011 als Lehrer an der gymnasialen Oberstufe neben seinen Kernfächern Mathematik und Physik auch Informatik unterrichtet.
Sein Interesse gilt vor allem der Quantenoptik und der Wahrscheinlichkeitstheorie. Außerdem beschäftigt er sich mit Fragen der Wissenschafts- und Erkenntnistheorie.
Neben seiner Tätigkeit als Lehrer begeistert er sich für Informatik, arbeitet in seiner Freizeit an zahlreichen Internetprojekten und ist ein Verfechter freier Software. Zudem beschäftigt er sich mit der Frage, wie der klassische Bildungsbegriff unter den heutigen gesellschaftlichen und sozialen Bedienungen an Schule und Universität verwirklicht werden kann.
Auf eigener Seite anzeigenCollevecchio 2018
Gruppenphoto der Teilnehmer und Dozenten der Freigeist-Akademie für Geisteswissenschaften 2018.
2018
Freigeist-Akademie für Geisteswissenschaften 2018
Im Jahre 2018 wurden die folgenden Seminare angeboten.
»… ich weiß, daß ich nicht weiß …«
Sokrates
Die Naturwissenschaft durchdringt heute all unsere Lebensbereiche. Durch die Ermöglichung neuer Technologien bestimmt sie unser Handeln, in unserer Gesellschaft hat sie Glauben und Religion ihre angestammten Plätze streitig gemacht, doch vor allem bestimmt sie durch ihre Methoden unseren Begriff von Wahrheit. Unser Verständnis von Natur ist durch ihre Gesetze beherrscht, durch ihr Fortschrittsversprechen prägt sie unser Geschichts- und durch ihre Erkenntnisse unser Weltbild.
Aber was ist eigentlich Wissenschaft? Was sind die Kriterien für die Wissenschaftlichkeit von Erkenntnis? Und wie können wir überhaupt Erkenntnis erlangen, durch Erfahrung oder durch Nachdenken? Und was sind eigentlich Naturgesetze? Fußen sie auf unumstößlicher Wahrheit oder auf historisch bedingte und damit relative Methoden? Wieso können wir in den Naturwissenschaften vermittels der Mathematik – einer reinen Geisteswissenschaft – Erkenntnisse über die Natur erlangen? Wie ist Mathematik, wie ist Physik möglich und warum läßt sich die Natur überhaupt nach Gesetzen ordnen und ist nicht vielmehr chaotisch?
Diese Fragen immer wieder zu stellen, scheint angesichts der Allgegenwärtigkeit von Wissenschaft durchaus gerechtfertigt zu sein. Dabei ist die Frage, was Wissenschaft eigentlich sei, genauso alt ist, wie die Wissenschaft selbst. Das systematische Forschen nach Gründen, die Suche nach Wahrheitskriterien jenseits von Mythen und Offenbarungslehren, die Versuche, Wege für einen sicheren Gang der Erkenntnis zu finden, führten zur Geburtsstunde moderner Wissenschaften in der Antike. Heute gehören solche Fragen zur Wissenschaftstheorie, einem Teilgebiet der Philosophie, und sind somit selbst Teil der Wissenschaft.
Im Seminar wollen wir uns der Frage, innerhalb welcher Grenzen wissenschaftliche Erkenntnis möglich ist, aus zwei Perspektiven widmen. Zum einen wollen wir klassische, moderne und zeitgenössische Positionen zur Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie erarbeiten. Dabei soll auch in die Arbeits- und Denkweise der theoretischen Philosophie eingeführt werden. Zum anderen wollen wir das Problemfeld aus dem Blickwinkel von Physik und Mathematik selbst betrachten.
Das Seminar wird von dem Philosophen Simon Gabriel Neuffer und dem Physiker und Mathematiker Anselm Shah geleitet. Es richtet sich an alle, die Interesse an der Frage nach der Möglichkeit von Erkenntnis haben und setzt keine besonderen Kenntnisse in Physik oder Mathematik voraus. Physik- und Mathematikenthusiasten werden dennoch Raum finden, ihr fortgeschrittenes Wissen anzubringen.
Auf eigener Seite anzeigenKunst ist allgegenwärtig. Im Alltag, in den Medien, in den Museen. Betrachtet man die Geschichte der Kunst von der Antike bis in die Gegenwart, lässt sich ein steter Wandel der Stile, der gestalterischen Mittel und der Anforderungen an die Rolle der Kunst in der Gesellschaft ausmachen. Unverändert aber ist der Glaube an die Bedeutung und die Ausdruckskraft der Kunst. Was Kunst ausdrücken soll und mit welchen Mitteln sie dies erreicht, bleibt Gegenstand von Diskussionen und des Nachdenkens der Künstler, Betrachter und Kritiker. Im Seminar wollen wir uns der Geschichte der Kunst von dieser Seite her nähern: Welche Geschichten können wir den Bildern entnehmen? Enthalten Sie versteckte Zeichen und Botschaften? Und bricht die Moderne wirklich mit allen Traditionen? Benötigen wir historisches Wissen, um die Symbolsprache der Kunst zu deuten? Emotionale Einfühlung? Oder eine Methodik?
Das Seminar möchte in einem breiten Bogen von der Antike bis zur Gegenwart die Erschließbarkeit von Kunst anhand konkreter Beispiele und theoretischer Exkurse diskutieren. Vorkenntnisse der Kunstgeschichte sind nicht erforderlich, nur die Bereitschaft, sich vorurteilsfrei einzusehen und einzulassen. Ziel des Seminars sind neben dem ästhetischen Genuss ein Verständnis für die Wirksamkeit von Kunstwerken sowie ein Einblick in die Denkweisen des Faches Kunstgeschichte.
Höhepunkt unseres Seminars ist der zweitägige Ausflug nach Rom, wo wir uns mit Schlüsselwerken der Machtausübung durch Kunst unmittelbar auseinandersetzten werden. Das Seminar wird von dem Philosophen und Kunsthistoriker Johannes Knecht und dem Kunsthistoriker Daniel Leis geleitet.
Auf eigener Seite anzeigen»Natur« gehört zu den schillerndsten und vieldeutigsten Begriffen. Wir sehnen uns nach ihr und fürchten uns vor ihr, wir möchten sie bewahren und überwinden, sie ist Raum für unsere Erholung und Untersuchungsobjekt unserer Wissenschaften. In all diesen Verwendungen wird meist implizit vorausgesetzt, wir hätten schon verstanden, was »Natur« eigentlich bedeutet. Aber was erlaubt es uns, beim Anblick einer weiten Hügellandschaft, bei der Analyse menschlicher Neurotransmitter oder der Annahme von Higgs-Teilchen zu meinen, wir hätten es jeweils mit Natur zu tun? Und welche Forderungen lassen sich aus diesen Naturbegriffen eventuell für das menschliche Handeln ableiten?
Das Seminar möchte diese Fragen aus der Perspektive der Philosophie und Wissenschaftstheorie diskutieren. Dazu sollen in einem ersten Schritt die begrifflichen Grundlagen geklärt werden, um nach Möglichkeit die verschiedenen Verwendungsweisen des Konzepts voneinander abgrenzen zu können. In einem zweiten Schritt soll es dann darum gehen, mögliche ethische Implikationen unseres Naturverständnisses herauszuarbeiten. Dabei soll der Aufgabe der Naturwissenschaften in unserer Gesellschaft besondere Aufmerksamkeit zuteil werden: Sind sie neutrales Organ der Beobachtung – oder nützliches Werkzeug zur Beherrschung der Natur? Um dies zu diskutieren, werden Positionen bekannter Vertreter der Naturwissenschaften selbst befragt und mit alternativen (ästhetischen, künsterischen und ethischen) Herangehensweisen an Natur verglichen.
Das Seminar wird vom Philosophen und Historiker Max Winter in Zusammenarbeit mit dem Geographen Florian Ludwig geleitet.
Auf eigener Seite anzeigenEs sei der »Zweck des Menschen«, »sich zu bilden«, schreibt Wilhelm von Humboldt. Unsere Tätigkeiten seien daher nie »Mittel« der bloßen Ausbildung, sondern lebendige Selbstentfaltung. In solch starken Worten drückt sich das Bildungsideal einer ganzen Epoche aus. Und noch im letzten Jahrhundert schrieb der amerikanische Philosoph John Dewey, daß Bildung nicht Vorbereitung auf das Leben sei, sondern vielmehr »das Leben selbst«. Doch findet sich dieses Bildungsideal überhaupt noch in heutigen Debatten? »Bildungsreformen«, »Bildungschancen« und »digitale Bildung« sind zwar in aller Munde, jedoch meint Bildung hier meist die Vermittlung zweckdienlicher Kenntnisse und Fähigkeiten, die der Ausübung eines Berufs oder der Vorbereitung auf die Berufsfelder der Zukunft dienen sollen. Aber was genau heißt »Bildung«? Wozu dient sie wirklich? Vertieft sie unsere Welt- und Selbsterkenntnis? Macht sie bessere Menschen aus uns? Befähigt sie uns zur Autonomie? Bereichert sie unsere Gesellschaft? Oder hilft sie uns bloß dabei, uns selbst zu bereichern?
Unsere Bildungseinrichtungen konzentrieren sich heute in erster Linie auf Ausbildung, also auf die Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten, die auf ein künftiges Berufsleben vorbereiten sollen. Doch auch wenn alte Bildungsideale in heutigen Debatten oft vergessen scheinen, bestimmen sie durchaus noch den Geist unser Universitäten, unser Bibliotheken, unserer Volkshochschulen und unserer Theater. Bereits in der Antike zeigte sich in der Kritik an den sophistischen Privatlehrern ein Bildungsbegriff, der sich von zweckorientierter Erziehung abgrenzt und stattdessen die freie Entfaltung geistiger Anlagen zum Selbstzweck erhebt. Platons philosophische Dialoge präsentieren mit Sokrates einen Lehrer, der nicht bloß Wissen an seine Schüler vermittelt, sondern der ihnen gleich einer Hebamme hervorzuholen hilft, was sie bereits in sich tragen. Mit Platons Sokrates wird Bildung philosophisch betrachtet zur Aufklärung. Und eine lange Tradition – von der Antike über das Mittelalter und die Renaissance bis hinein in unser digitales Zeitalter – hat dieses Ideal immer aufs Neue aufgerufen, vergessen, abgewandelt und kritisiert.
Das Seminar macht es sich zur Aufgabe, durch die Lektüre klassischer und zeitgenössischer Texte den Bildungsbegriff aus zwei Perspektiven zu beleuchten. Zum einen werden wir die Zwiespältigkeit des Bildungsbegriffes zwischen Selbstzweck und bloßem Mittel aus philosophischer Perspektive verhandeln. Zum anderen soll Bildung als Motiv in Literatur und Kunst untersucht werden. Im Dialog zwischen klassischen Vorstellungen und modernen Anforderungen können die Teilnehmer ihren eigenen Bildungsweg im Übergang von der Schule zum Studium kritisch überdenken um ihn innerhalb einer sich verändernden Welt selbstbestimmt gestalten zu können. Somit richtet sich das Seminar zum einen an Liebhaber der Literatur, Ästhetik und philosophischen Pädagogik, zum anderen aber auch an all diejenigen, die sich grundlegend mit der Frage auseinandersetzen wollen, was genau es bedeutet, sich zu bilden.
Auf eigener Seite anzeigenDie Dozenten der Freigeist-Akademie 2018
Lidia Gasperoni erwarb ihr Abitur an einem altsprachlichen Gymnasium in Rom. Sie studierte Philosophie an der Universität „La Sapienza“ in Rom und verbrachte Auslandsaufenthalte an der Universität Freiburg und der Technischen Universität Berlin. Ihren Master erwarb sie mit einer preisgekrönten Arbeit zu Salomon Maimons Transzendentalphilosophie. Ihre Promotion, die durch ein Stipendium des DAAD für exzellente ausländische Wissenschaftler gefördert wurde, hat sie 2015 an der Technischen Universität Berlin abgeschlossen. Seit 2018 ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet für Architekturtheorie der TU Berlin.
Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Erkenntnistheorie, Sprachphilosophie sowie der Transzendentalphilosophie des 18. Jahrhunderts. In ihrer Promotion beschäftigte sie sich mit der Beziehung von Begrifflichkeit und Sinnlichkeit, indem sie von Kant ausgeht und sich darüber hinaus auf den Deutschen Idealismus und zeitgenössische Erkenntnistheorien bezieht. Seit 2014 untersucht sie die Funktion ästhetischer Praktiken und Medien im architektonischen Entwurf. Sie hat als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet für Architekturdarstellung und Gestaltung gearbeitet und am Fachgebiet für Baukonstruktion und Entwerfen (Leibinger/Ballestrem) der TU Berlin geforscht.
Ihre weiteren Interessen gelten ihrer Tätigkeit als Italienischlehrerin und Übersetzerin von sprachphilosophischen und ästhetischen Schriften, wie überhaupt dem wechselseitigen deutsch-italienischen Austausch, der Kunst und dem Reisen.
Auf eigener Seite anzeigenVincent A. Heßling wurde 1982 in Essen geboren, wo er auch zur Schule ging und sein Abitur absolvierte. Nach dem Zivildienst studierte er zunächst in Heidelberg Philosophie, Germanistik und klassische Philologie, anschließend dann Philosophie und neuere deutsche Literatur in Berlin. Im Laufe seines Studiums beschäftigte er sich mit den Bedingungen und Grenzen sprachlichen Verstehens sowie mit Theorie und Kritik der historischen Geisteswissenschaften.
Um seinen akademischen, sprachlichen und menschlichen Horizont zu erweitern, setzte er sein Studium in New York fort, von wo aus er seinen Lebensmittelpunkt abwechselnd nach Amsterdam und zurück nach Berlin wandern ließ. In New York unterrichtete er an der Columbia University und in Amsterdam engagierte er sich im Künstlerkollektiv Bookstore Project. Durch die Wanderbewegung seines eigenen Daseins wurde er auf die Ambivalenz der modernen Fortschrittsideologie aufmerksam, die er zum Thema seiner Doktorarbeit machte. Seit seiner Promotion an der Columbia ist er in verschiedenen Rollen als Bildungskoordinator und Übersetzer tätig. Zurzeit arbeitet er außerdem an einer Essayreihe über die Brutplätze der Meinungs- und Redefreiheit: Universitäten, Bibliotheken und Kaffeehäuser. Auf seinem Blog dash of thought stellt er wöchentlich Betrachtungen in weltbürgerlicher Absicht an.
Auf eigener Seite anzeigenJohannes Vincent Knecht ging auf die Freie Waldorfschule in Essen und machte im Jahr 2000 dort Abitur. Es folgte – gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes – ein langes Studium der Kunstgeschichte, Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaften in Berlin und Edinburgh, mit einer abschließenden Magisterarbeit zu Anselm Kiefer. Seitdem arbeitet er als Dozent unter anderem an der Hochschule der bildenden Künste in Essen sowie als freiberuflicher Geisteswissenschaftler in Berlin. Seine Doktorarbeit zur Wahrnehmung mittelalterlicher Skulptur an der Freien Universität Berlin ist fast fertig.
Darüber hinaus beschäftigt er sich mit ästhetischer Theorie sowie mit der Kunst der Moderne und des Manierismus. Seine übrige Lebenszeit widmet er seiner kleinen Tochter, dem Theater, dem Tango und dem Spaziergang im Wald.
Auf eigener Seite anzeigenDaniel Leis ist Kunsthistoriker und leitet den Bereich „Museen und Sammlungen“ der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt. Nach kaufmännischer Lehre studierte er an den Universitäten Mainz, Berlin und Bologna. Sein Magisterexamen erwarb er mit einer Arbeit zu Venedig. 2012 war er Mitarbeiter am Kunsthistorischen Institut in Florenz und zwischen 2013 und 2014 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Mainz. Vielfältig war und ist er in der Kunstvermittlung und der Erwachsenenbildung tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Kunst der Frühen Neuzeit, die Reformationsgeschichte sowie der Städtebau. Der Kunst und Kultur Italiens gilt seine besondere Leidenschaft.
Auf eigener Seite anzeigenFlorian Ludwig, geboren 1973 und aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Hessen, verbrachte seine Schulzeit in Gießen. Daraufhin studierte er Geographie in Gießen und Rovaniemi/Lappland, wobei er sich hauptsächlich mit der Frage beschäftigte, wie die Gletscher der Hochgebirge und der Arktis auf den Klimawandel reagieren. Während des Studiums und im Anschluss daran nahm er an mehreren Forschungsprojekten in den Alpen, Kasachstan und auf Spitzbergen teil. Seine Diplomarbeit an der Universität Zürich schrieb er über die Reaktion des Permafrostes auf die Erderwärmung.
Von 2004 bis 2012 absolvierte er an der Universität Freiburg ein Zweitstudium der Humanmedizin. Seine besonderen Interessen liegen hier bei den chirurgischen Fächern und der Medizinethik.
In seiner Freizeit zieht es ihn in die großen Hochgebirge und Wildnisgebiete der Erde, immer wieder nach Chile und auf sein altes Fischerboot in Norwegen. Seit vielen Jahren betreibt er alpines Felsklettern, meistens in den Alpen und den Anden. Als Fachübungsleiter des Deutschen Alpenvereins führt er Gruppen und Expeditionen.
Auf eigener Seite anzeigenSimon Gabriel Neuffer ging in Essen zur Schule und absolvierte dort sein Abitur. Er studierte – gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes – Philosophie, Kunstgeschichte und Neuere Deutsche Philologie an der Technischen Universität und der Freien Universität Berlin sowie in Florenz. Von 2013 bis 2016 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Technischen Universität Berlin. Seit 2016 ist er Visting Scholar an der Columbia University in New York.
Seine Interessen liegen vor allem in der Erforschung der Philosophie des Deutschen Idealismus und Kants sowie der griechischen Philosophie. Des weiteren ist ihm die Geschichte der Kunst der Frühen Neuzeit und des Klassizismus sowie die Literatur der Goethezeit ein wichtiges Anliegen.
Er »möchte gern, was auf der Erden / Und in dem Himmel ist, erfassen, / Die Wissenschaft und die Natur. […] Doch freilich würde [ihm] behagen / Ein wenig Freiheit und Zeitvertreib / An schönen Sommerfeiertagen.«
Auf eigener Seite anzeigenTatjana Noemi Tömmel wuchs in München auf. Nach dem Abitur arbeitete sie ein Jahr lang in verschiedenen Theatern als Regiehospitantin, unter anderem beim Bayerischen Staatsschauspiel und im Gekidan Mingei in Tokio, Japan. Gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes studierte sie im Anschluß Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft sowie Philosophie in München, Berlin und Paris. Neben ihrem Studium absolvierte sie verschiedene Praktika im Filmbereich (unter anderem in der Fernsehfilm-Redaktion von ARTE in Strasbourg und bei X Filme, Berlin), war Mitarbeiterin von Hans Magnus Enzensbergers Humboldt-Edition und persönliche Assistentin der Schauspielerin und Regisseurin Maria Schrader.
2008 begann sie ihr Promotionsstudium in Philosophie, gefördert durch das Exzellenz-Cluster „Languages of Emotion“ an der Freien Universität Berlin und die Studienstiftung des deutschen Volkes. Die Arbeit an ihrer Dissertation über den Liebesbegriff bei Martin Heidegger und Hannah Arendt führte sie 2009/10 an die Universität Yale in den Vereinigten Staaten. Im Sommer 2012 wurde sie von der Goethe-Universität Frankfurt am Main promoviert. Seit März desselben Jahres ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Center for Subjectivity Research an der Universität Kopenhagen beschäftigt. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Praktischen Philosophie, Ästhetik, Phänomenologie und Existenzphilosophie.
Obwohl sie sich gegen eine künstlerische Laufbahn entschieden hat, gilt den schönen Künsten weiterhin ihre Leidenschaft. Daneben begeistert sie sich für Innenarchitektur, Mode und Design und liebt es zu reisen, vor allem in ihre zweite Heimat Südfrankreich.
Auf eigener Seite anzeigenAnselm Shah ging in Berlin zu Schule und absolvierte dort seine Abitur. Er studierte Mathematik und Physik in Stuttgart, wo er seit 2011 als Lehrer an der gymnasialen Oberstufe neben seinen Kernfächern Mathematik und Physik auch Informatik unterrichtet.
Sein Interesse gilt vor allem der Quantenoptik und der Wahrscheinlichkeitstheorie. Außerdem beschäftigt er sich mit Fragen der Wissenschafts- und Erkenntnistheorie.
Neben seiner Tätigkeit als Lehrer begeistert er sich für Informatik, arbeitet in seiner Freizeit an zahlreichen Internetprojekten und ist ein Verfechter freier Software. Zudem beschäftigt er sich mit der Frage, wie der klassische Bildungsbegriff unter den heutigen gesellschaftlichen und sozialen Bedienungen an Schule und Universität verwirklicht werden kann.
Auf eigener Seite anzeigenMax Winter, geboren 1980, ging in Bielefeld und in Duino/Italien zur Schule. Er studierte Philosophie und Geschichtswissenschaften in Freiburg und Rom, gefördert durch ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes. 2012 wurde er mit einer Arbeit zu Hegels Geschichtsphilosophie an der Universität Basel promoviert. Er lebt in Berlin, ist Gründungsmitglied und Vorsitzender der Freigeist-Akademie, unterrichtet Philosophie und Geschichte an der Neuen Schule Wolfsburg und ist zugleich als Dozent für Wirtschaftsethik in einem Studiengang der Universität Freiburg tätig.
Seine Forschungsschwerpunkte sind die Philosophie des Deutschen Idealismus, die Geschichtsphilosophie, die Wirtschaftsethik sowie die philosophischen Grundlagen des Datenschutzes.
Neben der Philosophie begeistert er sich für die Suche nach neuen Perspektiven klassischer Bildung und die Kultur und Geschichte Italiens.
Ausgewählte Publikationen:
- Hegels formale Geschichtsphilosophie (Monografie)
- Demokratietheoretische Implikationen des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung (Aufsatz)
Auf eigener Seite anzeigen
Collevecchio 2017
Gruppenphoto der Teilnehmer und Dozenten der Freigeist-Akademie für Geisteswissenschaften 2017.
2017
Freigeist-Akademie für Geisteswissenschaften 2017
Im Jahre 2017 wurden die folgenden Seminare angeboten.
»… ich weiß, daß ich nicht weiß …«
Sokrates
Die Naturwissenschaft durchdringt heute all unsere Lebensbereiche. Durch die Ermöglichung neuer Technologien bestimmt sie unser Handeln, in unserer Gesellschaft hat sie Glauben und Religion ihre angestammten Plätze streitig gemacht, doch vor allem bestimmt sie durch ihre Methoden unseren Begriff von Wahrheit. Unser Verständnis von Natur ist durch ihre Gesetze beherrscht, durch ihr Fortschrittsversprechen prägt sie unser Geschichts- und durch ihre Erkenntnisse unser Weltbild.
Aber was ist eigentlich Wissenschaft? Was sind die Kriterien für die Wissenschaftlichkeit von Erkenntnis? Und wie können wir überhaupt Erkenntnis erlangen, durch Erfahrung oder durch Nachdenken? Und was sind eigentlich Naturgesetze? Fußen sie auf unumstößlicher Wahrheit oder auf historisch bedingte und damit relative Methoden? Wieso können wir in den Naturwissenschaften vermittels der Mathematik – einer reinen Geisteswissenschaft – Erkenntnisse über die Natur erlangen? Wie ist Mathematik, wie ist Physik möglich und warum läßt sich die Natur überhaupt nach Gesetzen ordnen und ist nicht vielmehr chaotisch?
Diese Fragen immer wieder zu stellen, scheint angesichts der Allgegenwärtigkeit von Wissenschaft durchaus gerechtfertigt zu sein. Dabei ist die Frage, was Wissenschaft eigentlich sei, genauso alt ist, wie die Wissenschaft selbst. Das systematische Forschen nach Gründen, die Suche nach Wahrheitskriterien jenseits von Mythen und Offenbarungslehren, die Versuche, Wege für einen sicheren Gang der Erkenntnis zu finden, führten zur Geburtsstunde moderner Wissenschaften in der Antike. Heute gehören solche Fragen zur Wissenschaftstheorie, einem Teilgebiet der Philosophie, und sind somit selbst Teil der Wissenschaft.
Im Seminar wollen wir uns der Frage, innerhalb welcher Grenzen wissenschaftliche Erkenntnis möglich ist, aus zwei Perspektiven widmen. Zum einen wollen wir klassische, moderne und zeitgenössische Positionen zur Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie erarbeiten. Dabei soll auch in die Arbeits- und Denkweise der theoretischen Philosophie eingeführt werden. Zum anderen wollen wir das Problemfeld aus dem Blickwinkel von Physik und Mathematik selbst betrachten.
Das Seminar wird von dem Philosophen Simon Gabriel Neuffer und dem Physiker und Mathematiker Anselm Shah geleitet. Es richtet sich an alle, die Interesse an der Frage nach der Möglichkeit von Erkenntnis haben und setzt keine besonderen Kenntnisse in Physik oder Mathematik voraus. Physik- und Mathematikenthusiasten werden dennoch Raum finden, ihr fortgeschrittenes Wissen anzubringen.
Auf eigener Seite anzeigenSelten ist Kunst um ihrer selbst willen entstanden. Auftraggeber aller Epochen haben vielmehr versucht, sie in ihre Dienste zu stellen und Form und Symbolik der Kunst zur Darstellung eigener Größe, Legitimation und Herrlichkeit zu nutzen. Pracht, Faszination und Sinnlichkeit künstlerischer Werke sollten die Betrachter beeinflußen und von Macht und Ruhm künden. Dabei verrät uns die Betrachtung der Bilder, Bauten und Objekte viel über das Selbstbild der Herrschenden und den Zeitgeist ihrer Epochen.
Im Seminar wollen wir anhand von Beispielen aus unterschiedlichen Kunstgattungen und in einem weiten historischen Bogen vom Ägypten der Pharaonen bis zur Bundesrepublik der Bildsprache der Macht auf die Spur kommen. Dabei zeigt sich, daß Bilder und Architekturen die weltliche oder geistliche Führung nicht nur feierlich präsentieren, sondern an ihrer Rechtfertigung und Verbreitung aktiv beteiligt sind: Die Kunst dient nicht nur der Darstellung der Politik, sondern ist wesentliches Mittel ihrer Durchsetzung. Dabei zeigen die Strategien der Machtausübung durch Kunst- und Bildwerke über lange Zeiträume hinweg erstaunliche Kontinuitäten, die auch den Wandel von Ideologien und Staatsystemen überdauern. Somit soll unsere Arbeit nicht nur das historische Interesse an vergangenen Funktionen von Kunst im Dienste der Macht wecken, sondern auch zum Verständnis aktueller visueller und materieller Praktiken in der Politik beitragen.
Höhepunkt unseres Seminars ist der zweitätige Ausflug nach Rom, wo wir uns mit Schlüsselwerken der Machtausübung durch Kunst unmittelbar auseinandersetzten werden. Das Seminar wird von dem Philosophen und Kunsthistoriker Johannes Knecht und dem Kunsthistoriker Daniel Leis geleitet.
Auf eigener Seite anzeigen»Natur« gehört zu den schillerndsten und vieldeutigsten Begriffen. Wir sehnen uns nach ihr und fürchten uns vor ihr, wir möchten sie bewahren und überwinden, sie ist Raum für unsere Erholung und Untersuchungsobjekt unserer Wissenschaften. In all diesen Verwendungen wird meist implizit vorausgesetzt, wir hätten schon verstanden, was »Natur« eigentlich bedeutet. Aber was erlaubt es uns, beim Anblick einer weiten Hügellandschaft, bei der Analyse menschlicher Neurotransmitter oder der Annahme von Higgs-Teilchen zu meinen, wir hätten es jeweils mit Natur zu tun? Und welche Forderungen lassen sich aus diesen Naturbegriffen eventuell für das menschliche Handeln ableiten?
Das Seminar möchte diese Fragen aus der Perspektive der Philosophie und Wissenschaftstheorie diskutieren. Dazu sollen in einem ersten Schritt die begrifflichen Grundlagen geklärt werden, um nach Möglichkeit die verschiedenen Verwendungsweisen des Konzepts voneinander abgrenzen zu können. In einem zweiten Schritt soll es dann darum gehen, mögliche ethische Implikationen unseres Naturverständnisses herauszuarbeiten. Dabei soll der Aufgabe der Naturwissenschaften in unserer Gesellschaft besondere Aufmerksamkeit zuteil werden: Sind sie neutrales Organ der Beobachtung – oder nützliches Werkzeug zur Beherrschung der Natur? Um dies zu diskutieren, werden Positionen bekannter Vertreter der Naturwissenschaften selbst befragt und mit alternativen (ästhetischen, künsterischen und ethischen) Herangehensweisen an Natur verglichen.
Das Seminar wird vom Philosophen und Historiker Max Winter in Zusammenarbeit mit dem Geographen Florian Ludwig geleitet.
Auf eigener Seite anzeigenOb Star Wars oder Game of Thrones, Virtual Reality oder ein guter alter Historienschinken, ob ‚Fake News‘ oder Verschwörungstheorien – Fiktionen sind allgegenwärtig, sie durchdringen unseren Alltag und unsere Freizeit, wohin wir auch schauen.Aber was unterscheidet eigentlich Fiktionen von der allgemein verbindlichen Realität? Wie lässt sich die ‚wahre Geschichte‘ eindeutig von erfundenen Legenden trennen? Hat man es nicht, wenn man sich eine Vorstellung von der Wirklichkeit macht, immer auch schon mit Fiktion zu tun?
Wer solche Fragen stellt, befindet sich mitten im Gebiet der Literaturwissenschaft oder vielmehr eines ganzen Fachbereichs, an dessen Eingangstüren Wörter wie Poetik oder Kulturwissenschaft, Philologie oder Narratologie, Literaturtheorie oder Komparatistik stehen. Im Seminar nähern wir uns den Fragen nach der Fiktionalität anhand von literarischen, filmischen und künstlerischen Beispielen. Unter anderem werden wir Auszüge aus historischen Romanen, fantastischen Geschichten und realistischen Novellen lesen und uns einzelne Sequenzen aus Dokumentar- und Spielfilmen anschauen.
Um unseren eigenen Ideen und Beobachtungen zur Fiktionalität eine Struktur zu geben, werden wir uns parallel dazu mit einer Vielzahl klassischer und aktueller Theorien beschäftigen. Angefangen mit antiken Schriften zur Nachahmung und den Lügen der Dichter reichen unsere Themen über mittelalterliche Gedanken rund um Schöpfung und Kreativität, neuzeitliche Diskurse zu Begriffen der Wahrheit und Wahrscheinlichkeit bis hin zu modernen Theorien des Virtuellen und des Imaginären.
Unsere aktuelle Frage nach Fiktion und Wahrheit steht in einer jahrtausendealten Tradition, die oft selbst so spannend ist wie die Erzählungen, Bilder und Welten, denen sie sich widmet. Wenn wir uns im Seminar mit einer reichen Vielfalt an Fiktionen beschäftigen, werden wir sehen, wie eng diese mit unserer politischen, medialen und technischen Gegenwart in Verbindung stehen.
Geleitet wird das Seminar vom Philosophen und Literaturwissenschaftler Vincent Heßling und der Journalistin und Dichterin Sarah Pepin.
Auf eigener Seite anzeigenDie Dozenten der Freigeist-Akademie 2017
Lidia Gasperoni erwarb ihr Abitur an einem altsprachlichen Gymnasium in Rom. Sie studierte Philosophie an der Universität „La Sapienza“ in Rom und verbrachte Auslandsaufenthalte an der Universität Freiburg und der Technischen Universität Berlin. Ihren Master erwarb sie mit einer preisgekrönten Arbeit zu Salomon Maimons Transzendentalphilosophie. Ihre Promotion, die durch ein Stipendium des DAAD für exzellente ausländische Wissenschaftler gefördert wurde, hat sie 2015 an der Technischen Universität Berlin abgeschlossen. Seit 2018 ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet für Architekturtheorie der TU Berlin.
Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Erkenntnistheorie, Sprachphilosophie sowie der Transzendentalphilosophie des 18. Jahrhunderts. In ihrer Promotion beschäftigte sie sich mit der Beziehung von Begrifflichkeit und Sinnlichkeit, indem sie von Kant ausgeht und sich darüber hinaus auf den Deutschen Idealismus und zeitgenössische Erkenntnistheorien bezieht. Seit 2014 untersucht sie die Funktion ästhetischer Praktiken und Medien im architektonischen Entwurf. Sie hat als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet für Architekturdarstellung und Gestaltung gearbeitet und am Fachgebiet für Baukonstruktion und Entwerfen (Leibinger/Ballestrem) der TU Berlin geforscht.
Ihre weiteren Interessen gelten ihrer Tätigkeit als Italienischlehrerin und Übersetzerin von sprachphilosophischen und ästhetischen Schriften, wie überhaupt dem wechselseitigen deutsch-italienischen Austausch, der Kunst und dem Reisen.
Auf eigener Seite anzeigenVincent A. Heßling wurde 1982 in Essen geboren, wo er auch zur Schule ging und sein Abitur absolvierte. Nach dem Zivildienst studierte er zunächst in Heidelberg Philosophie, Germanistik und klassische Philologie, anschließend dann Philosophie und neuere deutsche Literatur in Berlin. Im Laufe seines Studiums beschäftigte er sich mit den Bedingungen und Grenzen sprachlichen Verstehens sowie mit Theorie und Kritik der historischen Geisteswissenschaften.
Um seinen akademischen, sprachlichen und menschlichen Horizont zu erweitern, setzte er sein Studium in New York fort, von wo aus er seinen Lebensmittelpunkt abwechselnd nach Amsterdam und zurück nach Berlin wandern ließ. In New York unterrichtete er an der Columbia University und in Amsterdam engagierte er sich im Künstlerkollektiv Bookstore Project. Durch die Wanderbewegung seines eigenen Daseins wurde er auf die Ambivalenz der modernen Fortschrittsideologie aufmerksam, die er zum Thema seiner Doktorarbeit machte. Seit seiner Promotion an der Columbia ist er in verschiedenen Rollen als Bildungskoordinator und Übersetzer tätig. Zurzeit arbeitet er außerdem an einer Essayreihe über die Brutplätze der Meinungs- und Redefreiheit: Universitäten, Bibliotheken und Kaffeehäuser. Auf seinem Blog dash of thought stellt er wöchentlich Betrachtungen in weltbürgerlicher Absicht an.
Auf eigener Seite anzeigenJohannes Vincent Knecht ging auf die Freie Waldorfschule in Essen und machte im Jahr 2000 dort Abitur. Es folgte – gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes – ein langes Studium der Kunstgeschichte, Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaften in Berlin und Edinburgh, mit einer abschließenden Magisterarbeit zu Anselm Kiefer. Seitdem arbeitet er als Dozent unter anderem an der Hochschule der bildenden Künste in Essen sowie als freiberuflicher Geisteswissenschaftler in Berlin. Seine Doktorarbeit zur Wahrnehmung mittelalterlicher Skulptur an der Freien Universität Berlin ist fast fertig.
Darüber hinaus beschäftigt er sich mit ästhetischer Theorie sowie mit der Kunst der Moderne und des Manierismus. Seine übrige Lebenszeit widmet er seiner kleinen Tochter, dem Theater, dem Tango und dem Spaziergang im Wald.
Auf eigener Seite anzeigenDaniel Leis ist Kunsthistoriker und leitet den Bereich „Museen und Sammlungen“ der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt. Nach kaufmännischer Lehre studierte er an den Universitäten Mainz, Berlin und Bologna. Sein Magisterexamen erwarb er mit einer Arbeit zu Venedig. 2012 war er Mitarbeiter am Kunsthistorischen Institut in Florenz und zwischen 2013 und 2014 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Mainz. Vielfältig war und ist er in der Kunstvermittlung und der Erwachsenenbildung tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Kunst der Frühen Neuzeit, die Reformationsgeschichte sowie der Städtebau. Der Kunst und Kultur Italiens gilt seine besondere Leidenschaft.
Auf eigener Seite anzeigenFlorian Ludwig, geboren 1973 und aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Hessen, verbrachte seine Schulzeit in Gießen. Daraufhin studierte er Geographie in Gießen und Rovaniemi/Lappland, wobei er sich hauptsächlich mit der Frage beschäftigte, wie die Gletscher der Hochgebirge und der Arktis auf den Klimawandel reagieren. Während des Studiums und im Anschluss daran nahm er an mehreren Forschungsprojekten in den Alpen, Kasachstan und auf Spitzbergen teil. Seine Diplomarbeit an der Universität Zürich schrieb er über die Reaktion des Permafrostes auf die Erderwärmung.
Von 2004 bis 2012 absolvierte er an der Universität Freiburg ein Zweitstudium der Humanmedizin. Seine besonderen Interessen liegen hier bei den chirurgischen Fächern und der Medizinethik.
In seiner Freizeit zieht es ihn in die großen Hochgebirge und Wildnisgebiete der Erde, immer wieder nach Chile und auf sein altes Fischerboot in Norwegen. Seit vielen Jahren betreibt er alpines Felsklettern, meistens in den Alpen und den Anden. Als Fachübungsleiter des Deutschen Alpenvereins führt er Gruppen und Expeditionen.
Auf eigener Seite anzeigenSimon Gabriel Neuffer ging in Essen zur Schule und absolvierte dort sein Abitur. Er studierte – gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes – Philosophie, Kunstgeschichte und Neuere Deutsche Philologie an der Technischen Universität und der Freien Universität Berlin sowie in Florenz. Von 2013 bis 2016 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Technischen Universität Berlin. Seit 2016 ist er Visting Scholar an der Columbia University in New York.
Seine Interessen liegen vor allem in der Erforschung der Philosophie des Deutschen Idealismus und Kants sowie der griechischen Philosophie. Des weiteren ist ihm die Geschichte der Kunst der Frühen Neuzeit und des Klassizismus sowie die Literatur der Goethezeit ein wichtiges Anliegen.
Er »möchte gern, was auf der Erden / Und in dem Himmel ist, erfassen, / Die Wissenschaft und die Natur. […] Doch freilich würde [ihm] behagen / Ein wenig Freiheit und Zeitvertreib / An schönen Sommerfeiertagen.«
Auf eigener Seite anzeigenSarah Pepin wurde 1989 in Luxemburg geboren, wo sie ihr Abitur mit Fokus auf Sprachen absolvierte. Sie ging dann nach England, wo sie erst an der Oxford Brookes University Literatur und Geschichte studierte, dann in Manchester Kreatives Schreiben (Lyrik). Dazwischen Aufenthalte in Berlin und Island. 2013 kam sie zurück nach Berlin, und schloss ihr Studium des Kulturjournalismus an der Universität der Künste mit einer Arbeit über die Frauendarstellung im iranischen Film von Regisseurinnen 2016 ab. Seitdem arbeitet sie als freie Journalistin. Ihre Texte erschienen bisher u.a in der Berliner Zeitung, dem Tagesspiegel und dem Letzebuerger Land. Sie arbeitet außerdem als Korrespondentin für den öffentlich-rechtlichen Luxemburgischen Rundfunk.
Sie interessiert sich im Beruf wie im Privaten für Ungewöhnliches wie Psychogeographie und Iran. Ihre Sprachenkenntnisse kommen ihrem bis dato nomadenhaften Dasein zu gute, und sie erfreut sich ebenfalls an Filmkunst, Reisen, Bouldern, Yoga und gutem Essen.
Auf eigener Seite anzeigenAnselm Shah ging in Berlin zu Schule und absolvierte dort seine Abitur. Er studierte Mathematik und Physik in Stuttgart, wo er seit 2011 als Lehrer an der gymnasialen Oberstufe neben seinen Kernfächern Mathematik und Physik auch Informatik unterrichtet.
Sein Interesse gilt vor allem der Quantenoptik und der Wahrscheinlichkeitstheorie. Außerdem beschäftigt er sich mit Fragen der Wissenschafts- und Erkenntnistheorie.
Neben seiner Tätigkeit als Lehrer begeistert er sich für Informatik, arbeitet in seiner Freizeit an zahlreichen Internetprojekten und ist ein Verfechter freier Software. Zudem beschäftigt er sich mit der Frage, wie der klassische Bildungsbegriff unter den heutigen gesellschaftlichen und sozialen Bedienungen an Schule und Universität verwirklicht werden kann.
Auf eigener Seite anzeigenMax Winter, geboren 1980, ging in Bielefeld und in Duino/Italien zur Schule. Er studierte Philosophie und Geschichtswissenschaften in Freiburg und Rom, gefördert durch ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes. 2012 wurde er mit einer Arbeit zu Hegels Geschichtsphilosophie an der Universität Basel promoviert. Er lebt in Berlin, ist Gründungsmitglied und Vorsitzender der Freigeist-Akademie, unterrichtet Philosophie und Geschichte an der Neuen Schule Wolfsburg und ist zugleich als Dozent für Wirtschaftsethik in einem Studiengang der Universität Freiburg tätig.
Seine Forschungsschwerpunkte sind die Philosophie des Deutschen Idealismus, die Geschichtsphilosophie, die Wirtschaftsethik sowie die philosophischen Grundlagen des Datenschutzes.
Neben der Philosophie begeistert er sich für die Suche nach neuen Perspektiven klassischer Bildung und die Kultur und Geschichte Italiens.
Ausgewählte Publikationen:
- Hegels formale Geschichtsphilosophie (Monografie)
- Demokratietheoretische Implikationen des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung (Aufsatz)
Auf eigener Seite anzeigen
Collevecchio 2016
Gruppenphoto der Teilnehmer und Dozenten der Freigeist-Akademie für Geisteswissenschaften 2016.
2016
Freigeist-Akademie für Geisteswissenschaften 2016
Im Jahre 2016 wurden die folgenden Seminare angeboten.
So vertraut uns die Begriffe Recht und Gerechtigkeit auch sein mögen, so schwer scheint es doch, sie genau zu fassen. Nicht nur das wachsende Gewirr geltenden Rechts scheint undurchsichtig, sondern auch der Begriff des Rechts selbst führt schnell zur Verwirrung. Ist Recht die Gesamtheit der Gesetze, also mit dieser gleichzusetzen, oder gibt es ein Recht außerhalb der Gesetze? Wenn ja, in welchem Verhältnis stehen Recht und Gesetz dann zueinander? Wie können wir einen Maßstab gewinnen, welchen Gesetzen wir folgen müssen und welchen nicht? Oder gibt es eine Pflicht, jedem Gesetz zu folgen, nur weil es gilt, auch wenn es uns als Unrecht scheint oder gar von einem ungerechten Herrscher oder Unrechtsstaat erlassen wurde? Gibt es ein Recht auf Widerstand gegen solche Gesetze oder sogar eine Pflicht, sich dem ungerechten Gesetzgeber zu widersetzen?
Ist Recht das Mittel, um Gerechtigkeit herzustellen oder nur notwendiges Übel, um an Stelle eines Krieges Aller gegen Alle ein Gemeinwesen, einen Staat zu ermöglichen?
Im Seminar wollen wir diese Fragen von zwei Gesichtspunkten aus betrachten. Im ersten Teil des Seminares sollen anhand klassischer und zeitgenössischer Text einige maßgebende Positionen in der Geschichte der Rechtstheorie erarbeitet werden, um so die Begriffe Recht und Gerechtigkeit aufzuklären.
Dazu werden wir uns zunächst anhand kurzer Textabschnitte aus den Werken Aristoteles‘ und Ulpians mit den Grundlagen des modernen Rechts in der Antike befassen, wobei wir Platon als scharfen Kritiker und radikalen Verfechter von positivem Recht zu Sprache kommen lassen. Im zweiten Schritt werden wir uns mit der sogenannten Naturrechtsdebatte befassen, das heißt, der Frage nachgehen, ob sich Recht allein aus geltenden Gesetzen ableiten läßt oder ob es vielmehr idealistischer Voraussetzungen wie Freiheit und Moral bedarf. Insbesondere den Zusammenhang von Recht, Moral und Freiheit wollen wir diskutieren. Hierzu werden wir Textausschnitt aus den Werken Hobbes, Kants, Hegels und Kelsens lesen. Drittens werden wir uns mit der Spannung von Recht und Gerechtigkeit befassen, wobei wir Texte von Radbruch und Rawls behandeln werden.
Im zweiten Teil des Seminares werden wir eine Brücke zur Praxis schlagen, indem wir die theoretischen Fragen am Beispiel des deutschen Grundgesetzes und anhand maßgebender deutscher Rechtsprechung prüfen.
Das Seminar wird vom Philosophen Simon Gabriel Neuffer und der Juristen und Philosophin Verena Risse. Das Seminar eignet sich besonders für Interessenten der Philosophie, Rechtswissenschaft und der Politikwissenschaft und Soziologie.
Auf eigener Seite anzeigenDie heutige hochtechnisierte Medizin verlängert und verbessert das Leben von Millionen Menschen. Zugleich bringt sie jedoch neue Herausforderungen mit sich, die sowohl individuelles als auch gesellschaftliches Konfliktpotenzial entfalten. Das liegt insbesondere daran, dass diese Herausforderungen unser Verständnis von „Selbstbestimmung“, „Gerechtigkeit“ und einem „guten Leben“, aber auch das berufliche Selbstverständnis vieler Ärzte zutiefst betreffen.
Im Seminar legen wir unseren Schwerpunkt auf zwei besonders brisante medizinethische Entwicklungen der vergangenen Jahre, nämlich auf die Herausforderungen der Transplantationsmedizin sowie die zunehmende Ökonomisierung des Gesundheitswesens.
Wir werden somit zunächst untersuchen, welche Organe auf welche Weise gegenwärtig transplantiert werden können, wie deren Vergabe europaweit organisiert ist – und anhand welcher Kriterien diese Vergabe entschieden wird. Denn hierbei entsteht nicht nur Missbrauchspotenzial, sondern es konkurrieren auch unterschiedliche Gerechtigkeitsmodelle miteinander, wodurch verschiedene neue drängende Fragen entstehen.
Im zweiten Teil des Seminars widmen wir uns der zunehmenden Regulierung des Gesundheitswesens nach den Kriterien von Wettbewerb und Effizienzsteigerung. Problematisch ist diese Entwicklung zum einen, weil sie von den Leistungsanreizen für Patienten und Ärzte bis zu den Zielen von Krankenhäusern und Krankenkassen mittlerweile alle Ebenen des Gesundheitswesens umfasst. Zum anderen ist diese Entwicklung problematisch, weil damit neue, teils schwerwiegende Zielkonflikte im Spannungsfeld von ärztlichem Berufsethos, Patientenwohl, Pharmaindustrie, Krankenhäusern und Krankenkassen entstehen. Kann ein Patient beispielsweise noch vollends auf die Empfehlung eines Arztes vertrauen, der Bonuszahlungen für bestimmte Diagnosen oder Therapien erhält? Können wir erwarten, dass Krankenhäuser, die von börsennotierten Kapitalgesellschaften geführt werden, ihr Handeln primär in den Dienst der Patienten stellen? Ist Patienten und auch Ärzten mit der Umstellung des Abrechnungsverfahrens auf das DRG-System (diagnosis related groups) tatsächlich gedient?
Am letzten Seminartag besteht dann die Möglichkeit, entweder eine Facette dieser beiden Themengebiete weiter zu vertiefen oder auch ein weiteres Feld der Medizinethik zu bearbeiten – wie etwa Sterbebegleitung oder Präimplantationsdiagnostik (PID). Dies überlassen wir den Interesseschwerpunkten der Teilnehmer und freuen uns schon jetzt auf ein diskussions- und erkenntnisreiches Seminar.
Auf eigener Seite anzeigenViele Menschen hören Musik, lesen Romane oder gehen ins Theater, um sich am Rande eines grauen Alltags Entspannung und Ablenkung zu verschaffen: Oft gilt Kunstgenuß als luxuriöser Ausgleich eines auf Erfolg und Nützlichkeit gerichteten Lebens. Für andere hingegen ist die Begegnung mit Kunst existentiell und tief bedeutsam, sie finden im ästhetischen Erleben Erfüllung, Ekstase oder quasi-religiöse Hoffnung und Sinnstiftung. Wieder andere stellen die Kunst ins Zentrum ihres arbeitenden Daseins; entweder indem sie selbst als Künstler Werke erschaffen, oder in einem der zahlreichenden forschenden und vermittelnden Berufe des Kunstbetriebs.
Welche Bedeutung also hat Kunst für das Leben? Kann sie unser Leben ändern? Ist sie oberflächlich-anregende Unterhaltung und Zeitvertreib oder doch wesentliches Lebens-Mittel? Kann man vom Leben erwarten, daß es spannend und abwechslungsreich ist wie ein guter Film? Kann man sein Leben selbst wie ein Kunstwerk betrachten und im Sinne einer Lebens-Kunst als gestalterischen Prozeß formen? Welche Widersprüche ergeben sich dabei zwischen einer künstlerischen und einer rational-zweckgerichteten Lebensführung? Wie steht es um die Künsten des Alltags, von Kochkunst über Heilkunst bis zur Verführungskunst? Und darf man von Kunst erwarten, daß sie persönliche oder politische Probleme löst?
Fragen wie diese sind von Künstlern, Schriftstellern und Philosophen immer wieder neu gestellt worden. Wir wollen einige Klassiker der europäischen Geistesgeschichte als Anregung nehmen, die Frage nach der Bedeutung der Kunst für unser eigenes gutes und sinnvolles Leben zu entfalten und zu diskutieren. Aktiver Kunstgenuß zu Versuchszwecken ist dabei nicht ausgeschlossen.
Das Seminar wurde vom Kunsthistoriker und Philosophen Johannes Knecht und dem Physiker und Theaterkritiker Alexander Radebach geleitet. Das Seminar eignetete sich besonders für Interessenten der Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft und Philosophie.
Auf eigener Seite anzeigenDas Problem der gerechten Verteilung von Gütern innerhalb einer Gemeinschaft ist vermutlich so alt wie menschliche Sozialität überhaupt. Auch wenn die jeweiligen Kriterien für eine gerechte Verteilung sehr unterschiedlich ausfallen, hat die Frage nach Gerechtigkeit bis in die heutige Zeit nichts an ihrer Aktualität verloren, sondern hat durch die globale Finanzkrise sogar neue Dringlichkeit gewonnen. Da in der modernen Marktwirtschaft primär der Markt die Verteilung von Gütern regelt, stellt sich die Frage, ob er dies gut, d.h. effizient, oder sogar gerecht tut.
Wird sie bejaht, so ist zu klären, welche Mechanismen dazu führen, dass scheinbar zufällig wünschbare Ergebnisse erzielt werden. Falls nicht, drängt sich das Problem einer Alternative zur Effizienz als dem Verteilungskriterium des freien Marktes auf. Gleichheit, Leistung und Bedarf sind dabei nur drei der am häufigsten genannten Maßstäbe.
Das Seminar wird versuchen, mögliche Strategien zur Beantwortung dieser Grundsatzfrage aufzuzeigen, indem in die Arbeits- und Denkweise einerseits der politischen Philosophie, andererseits der modernen Volkswirtschaftslehre eingeführt wird. So diskutieren wir einerseits die klassischen wie gegenwärtigen Konzepte der philosophischen Gerechtigkeitstheorie, andererseits die theoretischen Grundlagen der Allokation innerhalb der Ökonomie.
Ziel des Seminars ist es, durch die gemeinsame Diskussion dieser Fragen einen Einblick in die verschiedenen Herangehensweisen der Wirtschaftswissenschaften und der Philosophie zu vermitteln. Es richtet sich aber nicht nur an Teilnehmer mit ausgeprägtem Interesse an beiden Fächern, sondern ebenso an solche, die sich für die gesellschaftliche Relevanz der Frage begeistern können. Wir möchten dabei nicht so sehr die Vermittlung eines fertigen Stoffes, sondern die gezielte Diskussion anhand zentraler Texte, Argumente und Experimente in den Mittelpunkt stellen.
Das Seminar wurde vom Philosophen Max Winter und dem Unternehmer Frank Steffen geleitet. Das Seminar eignetete sich besonders für Interessenten der Philosophie, der Wirtschaftswissenschaften und der Politikwissenschaft.
Auf eigener Seite anzeigenDie Dozenten 2016
Simon Gabriel Neuffer ging in Essen zur Schule und absolvierte dort sein Abitur. Er studierte – gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes – Philosophie, Kunstgeschichte und Neuere Deutsche Philologie an der Technischen Universität und der Freien Universität Berlin sowie in Florenz. Von 2013 bis 2016 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Technischen Universität Berlin. Seit 2016 ist er Visting Scholar an der Columbia University in New York.
Seine Interessen liegen vor allem in der Erforschung der Philosophie des Deutschen Idealismus und Kants sowie der griechischen Philosophie. Des weiteren ist ihm die Geschichte der Kunst der Frühen Neuzeit und des Klassizismus sowie die Literatur der Goethezeit ein wichtiges Anliegen.
Er »möchte gern, was auf der Erden / Und in dem Himmel ist, erfassen, / Die Wissenschaft und die Natur. […] Doch freilich würde [ihm] behagen / Ein wenig Freiheit und Zeitvertreib / An schönen Sommerfeiertagen.«
Auf eigener Seite anzeigenJohannes Vincent Knecht ging auf die Freie Waldorfschule in Essen und machte im Jahr 2000 dort Abitur. Es folgte – gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes – ein langes Studium der Kunstgeschichte, Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaften in Berlin und Edinburgh, mit einer abschließenden Magisterarbeit zu Anselm Kiefer. Seitdem arbeitet er als Dozent unter anderem an der Hochschule der bildenden Künste in Essen sowie als freiberuflicher Geisteswissenschaftler in Berlin. Seine Doktorarbeit zur Wahrnehmung mittelalterlicher Skulptur an der Freien Universität Berlin ist fast fertig.
Darüber hinaus beschäftigt er sich mit ästhetischer Theorie sowie mit der Kunst der Moderne und des Manierismus. Seine übrige Lebenszeit widmet er seiner kleinen Tochter, dem Theater, dem Tango und dem Spaziergang im Wald.
Auf eigener Seite anzeigenVerena Risse verbrachte ihre Schulzeit im sauerländischen Iserlohn und legte dort auch ihr Abitur ab. Anschließend studierte sie deutsch-französische Rechtswissenschaften und Philosophie an den Universitäten zu Köln, Paris I (Pantheón-Sorbonne) sowie an der London School of Economics. Ihre Doktorarbeit zu internationalem Rechtszwang und Gerechtigkeit schrieb sie am Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität Frankfurt. Derzeit ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule für Philosophie in München tätig, wo sie im Bereich der internationalen Rechtsphilosophie forscht und lehrt und dabei auch Themenfelder wie Migration, Menschenrechte und Entwicklung bearbeitet.
In ihrer Freizeit konsumiert sie gerne nicht-wissenschaftliche Medien – seien sie in Wort, unbewegtem oder bewegtem Bild – und stößt dabei bisweilen auf Koch- und Backideen, die sie in der heimischen Küche auf ihre Nachkochbarkeit testet.
Alexander Radebach kommt aus Berlin und blieb lange Zeit dort: Nach seinem Abitur und Zivildienst studierte er Physik an der Humboldt-Universität. Nicht zuletzt dank eines Stipendiums der Studienstiftung des deutschen Volkes endete die Berliner Epoche – vorerst – mit einem Jahr an der Ecole Normale Supérieure in Paris. Nach der Rückkehr rief das Studienkolleg zu Berlin, wo er in der Gruppe »Physis Stadt Tirana - Alle Straßen gehen« zusammen mit fünf europäischen Studenten eine promenadologischen Blick auf den »Körper Stadt« warf. Die Reflektionen hierzu wurden im Band 5 der Reihe »Projekt Junges Europa« (Wehrhahn-Verlag), das Bildmaterial auf physisstadt.org veröffentlicht. Im Anschluss rief die Diplomarbeit ans Postdam-Institut für Klimafolgenforschung, unmittelbar neben dem Einsteinturm. Hier forschte Alexander in der Arbeitsgruppe »Transdisziplinäre Konzepte und Methoden« daran, Klimazeitreihen unter Zuhilfenahme von statistischen Assoziationsmaßen in sogenannte funktionale Netzwerke zu überführen. Im Kern ist dies der Versuch, immense Datenmengen derart einzukochen, dass Erkenntnisse zu den chaotischen Wechselwirkungen des Klimasystems als Destillat zutage treten und die Theorie(neu- und -weiter)entwicklung stützen.
Die tiefe Leidenschaft für das Theater war und ist seine stete Begleiterin. Nach einigen Arbeiten als Regisseur führte sie ihn als persönlichen Referenten des Intendanten an das Theater und Orchester Heidelberg. Die Bilanz der dortigen Intendanz mündete in den Band »Sehnsucht 05/11« (Verlag Wunderhorn), den Alexander redaktionell verantwortete.
Wiederum führte es ihn zurück in die Hauptstadt, an das Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change, ein zuvorderst wirtschaftswissenschaftliches Institut, das zu Fragen der Ökonomie des Klimawandels forscht. Hier arbeitet Alexander an seiner Dissertation zum Spannungsfeld von wirtschaftlicher Entwicklung und Klimaschutzanstrengungen.
Florian Ludwig, geboren 1973 und aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Hessen, verbrachte seine Schulzeit in Gießen. Daraufhin studierte er Geographie in Gießen und Rovaniemi/Lappland, wobei er sich hauptsächlich mit der Frage beschäftigte, wie die Gletscher der Hochgebirge und der Arktis auf den Klimawandel reagieren. Während des Studiums und im Anschluss daran nahm er an mehreren Forschungsprojekten in den Alpen, Kasachstan und auf Spitzbergen teil. Seine Diplomarbeit an der Universität Zürich schrieb er über die Reaktion des Permafrostes auf die Erderwärmung.
Von 2004 bis 2012 absolvierte er an der Universität Freiburg ein Zweitstudium der Humanmedizin. Seine besonderen Interessen liegen hier bei den chirurgischen Fächern und der Medizinethik.
In seiner Freizeit zieht es ihn in die großen Hochgebirge und Wildnisgebiete der Erde, immer wieder nach Chile und auf sein altes Fischerboot in Norwegen. Seit vielen Jahren betreibt er alpines Felsklettern, meistens in den Alpen und den Anden. Als Fachübungsleiter des Deutschen Alpenvereins führt er Gruppen und Expeditionen.
Auf eigener Seite anzeigenMax Winter, geboren 1980, ging in Bielefeld und in Duino/Italien zur Schule. Er studierte Philosophie und Geschichtswissenschaften in Freiburg und Rom, gefördert durch ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes. 2012 wurde er mit einer Arbeit zu Hegels Geschichtsphilosophie an der Universität Basel promoviert. Er lebt in Berlin, ist Gründungsmitglied und Vorsitzender der Freigeist-Akademie, unterrichtet Philosophie und Geschichte an der Neuen Schule Wolfsburg und ist zugleich als Dozent für Wirtschaftsethik in einem Studiengang der Universität Freiburg tätig.
Seine Forschungsschwerpunkte sind die Philosophie des Deutschen Idealismus, die Geschichtsphilosophie, die Wirtschaftsethik sowie die philosophischen Grundlagen des Datenschutzes.
Neben der Philosophie begeistert er sich für die Suche nach neuen Perspektiven klassischer Bildung und die Kultur und Geschichte Italiens.
Ausgewählte Publikationen:
- Hegels formale Geschichtsphilosophie (Monografie)
- Demokratietheoretische Implikationen des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung (Aufsatz)
Auf eigener Seite anzeigen
Frank Steffen studierte als Stipendiat der Studienstiftung Philosophie, Neuere Deutsche Literaturgeschichte und Theologie an den Universitäten Freiburg, Basel und Berlin. Von 2006 bis 2010 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Husserl-Archiv und des Centre for Security and Society an der Universität Freiburg sowie im Jahr 2011 am Center for Integrated Life Sciences der Humboldt-Universität Berlin, mit Forschungsschwerpunkten in Phänomenologie, Philosophy of Mind und Gerechtigkeitstheorie. Nach der Mit-Gründung der Freigeist-Akademie im Jahr 2011 arbeitete er in zwei IT-Startups sowie in der studentischen Unternehmensberatung der ETH Zürich. Als Stipendiat des Rector’s Scholarship Fund Masters‘ Award absolvierte er im Anschluss außerdem den MSc in Innovation, Entrepreneurship, and Management am Imperial College, London.
Danach war er etwa 2,5 Jahre als Strategieberater bei der Boston Consulting Group tätig, mit Schwerpunkten in den Themen Digitalisierung und Konsumgüter. Seit Beginn des Jahres 2016 leitet er als Mit-Gründer und Geschäftsführer die Data Analytics-Unternehmung STL Insight, die sich auf die Entwicklung von Machine Learning Verfahren konzentriert. Dahinter steht sein großes Interesse für die Zukunft von Anwendungen im Bereich ‚Künstliche Intelligenz‘, die Menschen in komplexen Entscheidungssituationen unterstützen.
Darüber hinaus treibt er regelmäßig Sport, insbesondere Laufen, Rennradfahren, und gelegentlich Klettern, am liebsten in den Bergen in der Nähe Münchens.
Collevecchio 2014
Gruppenphoto der Teilnehmer und Dozenten der Freigeist-Akademie für Geisteswissenschaften 2014.
2014
Freigeist-Akademie für Geisteswissenschaften 2014
Im Jahre 2014 wurden die folgenden Seminare angeboten.
Die Geschichte der Medizin ist zugleich eine Geschichte faszinierender technischer und therapeutischer Fortschritte – zumindest insofern, als so die Handlungsreichweite von Ärzten und Therapeuten erheblich erweitert wurde. Viele dieser Entwicklungen verlängern unser Leben oder verbessern unsere Lebensqualität im Krankheitsfall erheblich. Allerdings werden sie auch von unausweichlichen Schatten verfolgt, und manche dieser Schatten entstehen sogar erst durch die medizinisch-technischen Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte.
Zu diesen unausweichlichen Schattenseiten zählen die Fragen, ob bestimmten Paaren die Präimplantationsdiagnostik (PID) gestattet sein sollte, ob Ärzte ihre Patienten auf Verlangen töten oder sie zumindest beim Sterben unterstützen dürfen, aber auch, nach welchen Kriterien Spenderorgane vergeben werden und wie wir die Einhaltung dieser Kriterien gewährleisten können. In diesen Fällen kollidieren bestimmte Wertvorstellungen und Weltanschauungen mit den Selbstbestimmungsansprüchen von Betroffenen oder den möglichen Rechten von ungeborenem Leben. In anderen Fällen kollidieren zudem die Wünsche der Betroffenen mit den hohen Kosten medizinischer Verfahren und den begrenzten Mitteln der Krankenkassen und Krankenhäuser. – Wie weit können die Selbstbestimmungsrechte des Einzelnen hier reichen, und wie lassen sich die knappen Mittel im Gesundheitswesen auf gerechte Weise verteilen? Welche Rolle spielen moralische Pflichten, soziale Nützlichkeitserwägungen und individuelle Tugenden in diesen schwierigen Situationen? Und welche Argumentationsstrategien führen zu welchen Ergebnissen?
In unserem Seminar werden wir die Kernprobleme der PID, der Transplantationsmedizin und der medizinischen Ökonomie anhand prominenter Beispiele und Positionen diskutieren. Auf diese Weise erfahren die Teilnehmer nicht nur etwas über die Grundfiguren des ethischen Argumentierens, sondern erwerben sich auch medizinisches, philosophisches und rechtliches Grundlagenwissen.
Das Seminar wird geleitet vom medizinisch interessierten Philosophen Philippe Merz und dem ethisch versierten Humanmediziner Florian Ludwig.
Auf eigener Seite anzeigenIm Prozess der Globalisierung – so wird oft betont – spielt die lokale, physische Umgebung eine besondere Rolle für die Verortung des Einzelnen in Kultur und Gesellschaft. Aber welche Mittel stehen der Architektur zur Verfügung, Gesellschaft zu formen, kulturelle Prozesse zu beeinflussen und Wissen zu erweitern? Wie beeinflusst unsere gebaute Umgebung unsere Lebenswelt, unser Denken und Handeln? Welche Wechselbeziehung besteht zwischen uns und der Gestaltung unserer Umgebung? Auf der Suche nach Antworten auf diese Fragen werden wir uns in diesem Seminar den vielschichtigen Bedeutungsebenen von Architektur nähern.
Im Seminar werden wir die verschiedenen Aspekte behandeln, die sowohl das Entwerfen als auch die Wahrnehmung von Architektur prägen, und damit den gesamten architektonischen Prozess zum Thema machen. Zugleich werden wir ihn anhand von Texten, konkreten Beispielen und praktischen Entwurfsskizzen auch erfahrbar machen, um zu verstehen, inwieweit die Gestaltung von Lebensräumen essentieller Teil unserer Wahrnehmung und Erfahrung von Räumen ist, und wie die Architektur auf diese wirken kann.
Das Ziel des Seminars ist es, einerseits die theoretischen Hintergründe unserer Konzeption und Wahrnehmung von Gebäuden und Räumen aus einer philosophischen Perspektive besser zu verstehen, und andererseits einen praktischen Einblick in die konkrete Arbeitsweise der Architektur zu erlangen.
Geleitet wird das Seminar von der Philosophin Lidia Gasperoni und dem Architekten Matthias Graf von Ballestrem. Es behandelt Fragen aus folgenden Wissenschaften bzw. Fachrichtungen:
Auf eigener Seite anzeigenDie Idee der Freiheit ist die Grundlage unserer Gesellschaftsordnung und prägt die Moderne wie kein anderer philosophischer Begriff. Trotzdem ist bei näherem Hinsehen alles andere als eindeutig, was es eigentlich heißt, frei zu sein. Dabei haben die Antworten auf diese Frage weitreichende Konsequenzen für das Verständnis unserer persönlichen Lebensentwürfe, unseres politischen und wirtschaftlichen Zusammenlebens, unserer Rechtsordnung und unseres Verhältnisses zu anderen Lebewesen.
Das Seminar widmet sich diesem Themenkomplex aus philosophischer und aus rechtswissenschaftlicher Perspektive. Es wird einerseits darum gehen, die theoretischen Grundlagen unseres Freiheitsverständnisses offenzulegen, indem die klassischen Definitionen gemeinsam analysiert und diskutiert werden. Dabei wird sich herausstellen, dass Freiheit ganz unterschiedlich aufgefasst wird, je nachdem, ob sie primär als negative verstanden wird, die uns vor unzulässigen Eingriffen etwa in unsere Privatsphäre schützt, oder als positive, die uns bestimmte Ansprüche beispielsweise auf staatliche Leistungen sichert. In einem zweiten Schritt dann sollen die spezifisch juristischen Konsequenzen unterschiedlicher Freiheitskonzeptionen anhand konkreter Fälle aus der Rechtsprechung aufgezeigt und gemeinsam besprochen werden. Lassen sich aus den unterschiedlichen Bestimmungen von Freiheit präzise Vorgaben für ein Recht auf Eigentum, ein Recht auf informationelle Selbstbestimmung oder auf demokratische Partizipation ableiten? Und inwiefern spielen solche Zusammenhänge in der gegenwärtigen Rechtspraxis eine Rolle? Und welche kritische Funktion hat kann der Rückgriff auf den Freiheitsbegriff in der politischen Praxis gegebenenfalls haben? Diese und weitere Fragen sollen in einer produktiven und offenen Atmosphäre diskutiert werden.
Das Seminar wurde vom Philosophen Max Winter gemeinsam mit Christoph Bräunig als Rechtswissenschaftler geleitet.
Auf eigener Seite anzeigenDie Frage, was Kunst sei, gehört zu denjenigen Fragen, die immer wieder gestellt, aber niemals befriedigend beantwortet werden. In der Philosophie wird daher versucht, den verworrenen Begriff der Kunst durch Theorien aufzuklären. In der Kunstgeschichte hingegen wird durch die Einordnung der Kunstwerke in ihren historischen Kontext deren Sinn und Bedeutung rekonstruiert.
Im 15. und 16. Jahrhundert, in der sogenannten Epoche der Renaissance, wird in Italien die Grundlage für das neuzeitliche Verständnis von Kunst geschaffen. Die bildende Kunst beginnt, sich mehr und mehr aus dem sakralen Kontext zu lösen, und Künstler und Gelehrte wollen sie nicht mehr als Handwerk, sondern als Gegenstand der Bildung freier Männer (artes liberales) verstanden wissen. Diese Entwicklung nimmt ihren Höhepunkte in der Erzählung von der Wiedergeburt (rinascimento) der bildenden Kunst in den Künstlerbiographien Giorgio Vasaris. Vasari etabliert mit seinen Viten nicht nur eine neue literarische Gattung, sondern beginnt auch damit, die Geschichte einzelner Kunstwerke, ihre Entstehungs- und Sammlungsgeschichte aufzuschreiben und deutete diese insgesamt als einen Fortschrittsprozeß.
Zugleich aber wird bildende Kunst zu dieser Zeit zum Gegenstand von Theorie, denn durch die ›Befreiung‹ aus ihren hergebrachten Kontexten stellt sich auch vermehrt die Frage nach einem angemessenem Gegenstand der Kunst, nach ihrem Sinn, ihrer Bedeutung und ihrem Zweck. Als Quelle für diese neuen Theorien von Malerei, Bildhauerei und Architektur im Besonderen, und Kunst und Künstler im Allgemeinen dient vielfach die klassische Lehre der Rhetorik. Viele dieser der Rhetoriktheorie entlehnten Begriffe prägen bis heute unser Verständnis von Kunst und Künstler.
Ziel des Seminares ist es, anhand der Betrachtung von Hauptwerken aus Renaissance und Barock und deren Kontextualisierung durch einige Schlüsseltexte in die Methodik der Kunstgeschichte einzuführen. Zugleich soll durch die Lektüre klassischer Positionen (Aristoteles, Kant und Hegel) in die Kunstphilosophie eingeführt werden. Viele der Kunstwerke, die im Seminar besprochen werden, können wir während der Romexkursion im Original betrachten.
Auf eigener Seite anzeigenDie Dozenten 2014
Simon Gabriel Neuffer ging in Essen zur Schule und absolvierte dort sein Abitur. Er studierte – gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes – Philosophie, Kunstgeschichte und Neuere Deutsche Philologie an der Technischen Universität und der Freien Universität Berlin sowie in Florenz. Von 2013 bis 2016 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Technischen Universität Berlin. Seit 2016 ist er Visting Scholar an der Columbia University in New York.
Seine Interessen liegen vor allem in der Erforschung der Philosophie des Deutschen Idealismus und Kants sowie der griechischen Philosophie. Des weiteren ist ihm die Geschichte der Kunst der Frühen Neuzeit und des Klassizismus sowie die Literatur der Goethezeit ein wichtiges Anliegen.
Er »möchte gern, was auf der Erden / Und in dem Himmel ist, erfassen, / Die Wissenschaft und die Natur. […] Doch freilich würde [ihm] behagen / Ein wenig Freiheit und Zeitvertreib / An schönen Sommerfeiertagen.«
Auf eigener Seite anzeigenFlorian Ludwig, geboren 1973 und aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Hessen, verbrachte seine Schulzeit in Gießen. Daraufhin studierte er Geographie in Gießen und Rovaniemi/Lappland, wobei er sich hauptsächlich mit der Frage beschäftigte, wie die Gletscher der Hochgebirge und der Arktis auf den Klimawandel reagieren. Während des Studiums und im Anschluss daran nahm er an mehreren Forschungsprojekten in den Alpen, Kasachstan und auf Spitzbergen teil. Seine Diplomarbeit an der Universität Zürich schrieb er über die Reaktion des Permafrostes auf die Erderwärmung.
Von 2004 bis 2012 absolvierte er an der Universität Freiburg ein Zweitstudium der Humanmedizin. Seine besonderen Interessen liegen hier bei den chirurgischen Fächern und der Medizinethik.
In seiner Freizeit zieht es ihn in die großen Hochgebirge und Wildnisgebiete der Erde, immer wieder nach Chile und auf sein altes Fischerboot in Norwegen. Seit vielen Jahren betreibt er alpines Felsklettern, meistens in den Alpen und den Anden. Als Fachübungsleiter des Deutschen Alpenvereins führt er Gruppen und Expeditionen.
Auf eigener Seite anzeigenMax Winter, geboren 1980, ging in Bielefeld und in Duino/Italien zur Schule. Er studierte Philosophie und Geschichtswissenschaften in Freiburg und Rom, gefördert durch ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes. 2012 wurde er mit einer Arbeit zu Hegels Geschichtsphilosophie an der Universität Basel promoviert. Er lebt in Berlin, ist Gründungsmitglied und Vorsitzender der Freigeist-Akademie, unterrichtet Philosophie und Geschichte an der Neuen Schule Wolfsburg und ist zugleich als Dozent für Wirtschaftsethik in einem Studiengang der Universität Freiburg tätig.
Seine Forschungsschwerpunkte sind die Philosophie des Deutschen Idealismus, die Geschichtsphilosophie, die Wirtschaftsethik sowie die philosophischen Grundlagen des Datenschutzes.
Neben der Philosophie begeistert er sich für die Suche nach neuen Perspektiven klassischer Bildung und die Kultur und Geschichte Italiens.
Ausgewählte Publikationen:
- Hegels formale Geschichtsphilosophie (Monografie)
- Demokratietheoretische Implikationen des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung (Aufsatz)
Auf eigener Seite anzeigen
Lidia Gasperoni erwarb ihr Abitur an einem altsprachlichen Gymnasium in Rom. Sie studierte Philosophie an der Universität „La Sapienza“ in Rom und verbrachte Auslandsaufenthalte an der Universität Freiburg und der Technischen Universität Berlin. Ihren Master erwarb sie mit einer preisgekrönten Arbeit zu Salomon Maimons Transzendentalphilosophie. Ihre Promotion, die durch ein Stipendium des DAAD für exzellente ausländische Wissenschaftler gefördert wurde, hat sie 2015 an der Technischen Universität Berlin abgeschlossen. Seit 2018 ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet für Architekturtheorie der TU Berlin.
Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Erkenntnistheorie, Sprachphilosophie sowie der Transzendentalphilosophie des 18. Jahrhunderts. In ihrer Promotion beschäftigte sie sich mit der Beziehung von Begrifflichkeit und Sinnlichkeit, indem sie von Kant ausgeht und sich darüber hinaus auf den Deutschen Idealismus und zeitgenössische Erkenntnistheorien bezieht. Seit 2014 untersucht sie die Funktion ästhetischer Praktiken und Medien im architektonischen Entwurf. Sie hat als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet für Architekturdarstellung und Gestaltung gearbeitet und am Fachgebiet für Baukonstruktion und Entwerfen (Leibinger/Ballestrem) der TU Berlin geforscht.
Ihre weiteren Interessen gelten ihrer Tätigkeit als Italienischlehrerin und Übersetzerin von sprachphilosophischen und ästhetischen Schriften, wie überhaupt dem wechselseitigen deutsch-italienischen Austausch, der Kunst und dem Reisen.
Auf eigener Seite anzeigenMichael Thimann ist Professor am Kunstgeschichtlichen Seminar der Georg-August-Universität Göttingen. Er studierte Kunstgeschichte, Klassische und Frühchristliche Archäologie sowie Neuere deutsche Literaturwissenschaft in Kiel, Würzburg, Bologna und Berlin; Von 2006-2011 war er wissenschaftlicher Leiter der Max-Planck-Research-Group Das wissende Bild. Epistemologische Grundlagen profaner Bildlichkeit vom 15. bis 19. Jh. am Kunsthistorischen Institut in Florenz – Max-Planck-Institut; im Jahre 2010 folgte die Berufung zum Professor für Kunstgeschichte/Bildwissenschaften an der Universität Passau; seit November 2012 hat er den Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Georg-August-Universität Göttingen inne.
Seine Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind unter anderem die Kunsthistorische Bedeutungsforschung (Ikonologie, Hermeneutik, Wissensgeschichte des neuzeitlichen Bildes), Religiöse und profane Bildkonzepte um 1800, Malerei und Skulptur in Klassik und Romantik, Künstlerwissen und Künstlerbildung vom 15. bis zum 19. Jahrhundert und Begriffsgeschichte der deutschsprachigen Kunsttheorie von Dürer bis Winckelmann.
http://www.uni-goettingen.de/de/414414.html
Auf eigener Seite anzeigenCollevecchio 2013
Gruppenphoto der Teilnehmer und Dozenten der Freigeist-Akademie für Geisteswissenschaften 2013.
2013
Freigeist-Akademie 2013
Im Jahre 2013 wurden die folgenden Seminare angeboten:
Das Problem der gerechten Verteilung von Gütern und Pflichten innerhalb einer Gemeinschaft ist zumindest so alt wie die abendländische Philosophie, vermutlich aber so alt wie menschliche Sozialität überhaupt. Auch wenn die jeweiligen Kriterien für eine gerechte Verteilung sehr unterschiedlich ausfallen, hat die Frage nach Gerechtigkeit bis in die heutige Zeit nichts an ihrer Aktualität verloren, sondern gewinnt in Zeiten der globalen Finanzkrise eine neue Dringlichkeit. In wesentlichen Bereichen unserer heutigen Wirtschaftsordnung wird die Allokation von Gütern "durch den Markt geregelt". Hierbei wird die Frage aufgeworfen, wie diese Allokation aus ökonomischer und philosophischer Perspektive zu bewerten ist. Ist sie effizient? Maximiert sie die ökonomische Wohlfahrt? Und vor allem: Ist sie gerecht?
Falls wir die Marktallokation als gerecht ansehen, so ist zu klären, welche Mechanismen dazu führen, dass scheinbar zufällig wünschbare Ergebnisse erzielt werden. Falls nicht, drängt sich die Frage auf, welche Verteilungskriterien wir den Maßstäben der klassischen Ökonomie vorziehen. Gleichheit, Leistung und Bedarf sind dabei nur drei der am häufigsten genannten Alternativen.
Das Seminar wird versuchen, mögliche Strategien zur Beantwortung dieser Grundsatzfrage aufzuzeigen, indem in die Arbeits- und Denkweise einerseits der politischen Philosophie, andererseits der modernen Volkswirtschaftslehre eingeführt wird. So diskutieren wir einerseits die klassischen wie gegenwärtigen Konzepte der philosophischen Gerechtigkeitstheorie, andererseits die theoretischen Grundlagen der Allokation innerhalb der Ökonomie.
Ziel des Seminars ist es, durch die gemeinsame Diskussion dieser Fragen einen Einblick in die verschiedenen Herangehensweisen der Wirtschaftswissenschaften und der Philosophie zu vermitteln. Es wird geleitet von Paul Schempp als philosophisch interessiertem Ökonom und Max Winter als Philosoph, richtet sich aber nicht nur an Teilnehmer mit ausgeprägtem Interesse an beiden Fächern, sondern ebenso an solche, die sich für die gesellschaftliche Relevanz der Frage begeistern können. Wir möchten dabei nicht so sehr die Vermittlung eines fertigen Stoffes, sondern die gezielte Diskussion anhand zentraler Texte, Argumente und Experimente in den Mittelpunkt stellen.
Auf eigener Seite anzeigenEs sei der »Zweck des Menschen«, »sich zu bilden«, schreibt Wilhelm von Humboldt. Seine Tätigkeiten seien daher nie »Mittel« der bloßen Ausbildung, sondern lebendige Selbstentfaltung. In solch emphatischen Worten drückt sich das Bildungsideal einer ganzen Epoche aus. Zugleich aber ist von Bildung hier in einem ganz anderen Sinne die Rede als heutzutage: Sind »Bildungsreformen«, »Bildungschancen« und »Bildungsdefizite« auch in aller Munde, meint Bildung hier meist die Vermittlung zweckdienlicher Fähigkeiten, die zur Ausübung eines Berufes oder zum sozialen Aufstieg eignen. Doch was genau heißt »Bildung«? Und wozu dient sie? Vertieft sie unsere Welt- und Selbsterkenntnis? Macht sie bessere Menschen aus uns? Befähigt sie uns zur Autonomie? Oder verhilft sie uns zu einem glücklichen Leben?
Die Bildungsinstitutionen konzentrieren sich heute in erster Linie auf Ausbildung, also auf die Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten, die auf das Berufsleben vorbereiten sollen. Dagegen scheint bereits in Platons Kritik an den Sophisten ein Bildungsbegriff auf, der sich von zweckorientierter Erziehung abgrenzt, und statt dessen die freie Entfaltung geistiger Anlagen zum Selbstzweck erhebt: Die Aufgabe des Lehrers ist es – Platon zufolge – nicht, Wissen an den Schüler heranzutragen, sondern er dient gleich einer Hebamme nur dazu, dasjenige was dieser bereits in sich trägt, hervorzuholen. Durch ein solches Motiv wird Bildung philosophisch betrachtet zur Aufklärung.
In Deutschland, vor allem zwischen 1770 und 1830, also in den Epochen der Aufklärung, Klassik und Romantik, wird ein ähnlicher Bildungsbegriff entwickelt: Als Bildung gilt hier nicht nur die Erweckung des Verstandes, sondern auch Geschmacks- und Herzensbildung. Anders auch als Erziehung ist sie damit eine selbstbestimmte und selbstreflexive Tätigkeit, also wesentlich Selbstbildung. Der Bildungsbegriff rückt damit in die Nähe des Kunstbegriffes: Wie ein Künstler seine Statue soll jeder Mensch sich selbst formen, denn er hat nicht nur die Möglichkeit der Bildung, er ist auch auf sie angewiesen: »Der Mensch ist, was er sein soll, nur durch Bildung« (G.W.F. Hegel).
Dieser klassische Bildungsbegriff verbindet sich also in mehrfacher Hinsicht mit den Künsten, vor allem der Literatur. Denn ausgehend von der Epoche der Aufklärung wird Bildung selbst zu einem zentralen literarischen Motiv, wie Goethes »Wilhelm Meister« beispielhaft zeigt. Besonders Romane (und andere erzählende Kunstgattungen) können den Entwicklungsprozeß einer Figur nachvollziehbar machen; durch Identifikation und Einfühlung nimmt der Leser oder Betrachter selbst am Bildungsprozeß teil. Der Kunsterfahrung kommt damit eine herausragende Rolle für die Selbstwerdung des Menschen zu. Wie Schiller in seinen »Briefen über die ästhetischen Erziehung des Menschen« betont, fördert allein die Kunst alle Seiten des Menschen, die sinnlichen ebenso wie die geistigen, die sie zu einer harmonischen Einheit verbindet.
Das Seminar macht es sich zum Ziel, durch die Lektüre klassischer und zeitgenössischer Texte den Bildungsbegriff aus zwei Perspektiven zu beleuchten: Zum einen soll die Zwiespältigkeit des Bildungsbegriffes zwischen Selbstzweck und bloßem Mittel aus philosophischer Perspektive verhandelt, zum anderen soll Bildung als literarisches Motiv untersucht werden.Der Dialog zwischen klassischen Positionen und modernen Ansprüchen an Bildung soll den Teilnehmern auch die Werkzeuge in die Hand geben, im Übergang von der Schule zum Studium ihren eigenen Bildungsweg und das Bildungssystem, das diesen Weg prägt, kritisch zu reflektieren und auf dieser Grundlage selbstbestimmt gestalten zu können. Somit richtet sich das Seminar zum einen an Liebhaber der Literatur, Ästhetik und philosophischen Pädagogik, aber auch an all diejenigen, die sich mit der Frage, was es bedeutet sich zu bilden, auseinandersetzen wollen.
Geleitet wurde das Seminar von dem Philosophen, Kunsthistoriker und Literaturwissenschaftler Simon Gabriel Neuffer und der Philosophin und Literaturwissenschaftlerin Tatjana Noemi Tömmel. Beiden ist die Frage, was Bildung sei, nicht nur in theoretischer, sondern auch in praktischer Hinsicht eine Herzensangelegenheit.
Auf eigener Seite anzeigenNur wenige Diskussionen haben die Menschen in den letzten Jahren so sehr zu privaten, öffentlichen und wissenschaftlichen Stellungnahmen herausgefordert wie die Frage, ob bestimmten Paaren die Präimplantationsdiagnostik (PID) erlaubt sein sollte, in welchem Maß die Sterbebegleitung legal sein sollte, nach welchen Kriterien Organspenden vergeben werden dürfen oder wie die knappen Gelder im Gesundheitswesen verteilt werden sollen.
Die Brisanz derartiger medizinethischer Probleme speist sich nicht nur aus einem verbreiteten Unbehagen gegenüber der hochtechnisierten Medizin, sondern auch daraus, dass diese Probleme uns alle zutiefst persönlich betreffen. Sie fordern uns heraus zu sagen, wie wir leben und wie wir sterben wollen. Sie nötigen uns aber auch dazu, diese Fragen für andere Menschen mit zu beantworten – Menschen mit ganz eigenen Lebensentwürfen, spezifischen moralischen Überzeugungen oder besonderen Krankheitsdiagnosen.
In unserem Seminar werden wir versuchen, die oft hitzigen Debatten hierüber mit kühlem Kopf zu analysieren und die argumentativ überzeugendsten Antworten zu ermitteln. Dafür werden wir uns zunächst das begriffliche Rüstzeug erarbeiten, um die wichtigsten medizinethischen Argumentationsstrategien besser entschlüsseln und einordnen zu können. Wir werden etwa untersuchen, welchen Stellenwert der Begriff der Menschenwürde in der Medizinethik einnehmen kann, was es bedeutet, "deontologisch", "konsequenzialistisch" oder "tugendethisch" zu argumentieren, und welche Folgen sich aus diesen unterschiedlichen Theorietypen für konkrete medizinethische Probleme ergeben.
Somit stehen die theoretischen Auftaktüberlegungen von Beginn an in enger Verbindung mit den praktischen Herausforderungen, auf die wir uns im Seminar konzentrieren wollen: den Herausfoderungen der Eugenik, der Sterbebegleitung, der Transplantationsmedizin und der medizinischen Ökonomie. Hierfür werden wir sowohl mit einflussreichen Fachaufsätzen, Zeitungsartikeln, Gesetzestexten und ärztlichen Kodizes arbeiten als auch mit konkreten Fallbeispielen aus dem ärztlichen Alltag. Auf diese Weise bleiben die Diskussionen nicht nur anwendungsnah, sondern erlauben auch den Blick auf die schwierige Frage, ob es für die ungeheure Vielfalt klinischer Fälle überhaupt eine allgemeinverbindliche Weise des richtigen medizinethischen Handelns geben kann – oder ob nicht eine Pluralität von Entscheidungskriterien angemessener erscheint. Dann aber stellt sich wiederum die Frage, ob solch einer Pluralität nicht auch eine gewisse Beliebigkeit unserer ethischen Kriterien und Normen zur Folge hat. Wie steht es in diesem Zusammenhang mit denjenigen Positionen, die eine solche Beliebigkeit durch den Rückgriff auf eine religiöse Morallehre einzudämmen versuchen? Und was folgt aus den möglichen Antworten auf diese Fragen für das Selbstverständnis von Ärzten und Pflegern sowie für das Leben jedes einzelnen Bürgers?
Das Seminar wird geleitet vom medizinisch interessierten Philosophen Philippe Merz und dem ethisch versierten Humanmediziner Florian Ludwig. Neben ausgewählten medizinethischen Texten, die wir rechtzeitig vorab zur Verfügung stellen, wird die Diskussion von Fallbeispielen im Zentrum der gemeinsamen Arbeit stehen. Das Seminar richtet sich an all diejenigen, die Medizin oder Philosophie studieren möchten, aber ebenso an all diejenigen, die sich die Möglichkeiten medizinethischen Argumentierens unvoreingenommen erschließen möchten.
Auf eigener Seite anzeigenIn den Vorlesungen über die Ästhetik bemerkt Hegel: «Betritt man das Innere eines mittelalterlichen Domes, so wird man weniger an die Festigkeit und mechanische Zweckmäßigkeit tragender Pfeiler und eines darauf ruhenden Gewölbes als an die Wölbungen eines Waldes erinnert, dessen Baumreihen ihre Zweige zueinander neigen und zusammenschießen». Es ist ein Faszinosum der architektonischen Disziplin, dass sie durch ihre Bauten Bedeutungen produziert, die weit über die bei ihrer Entstehung bedachten und kalkulierten Aspekte hinausreichen. Als menschengemachtes Produkt und Objekt, das sich in den Kontext des menschlichen Lebensraums einfügt, verändert Architektur die Wahrnehmung unserer Umgebung.
Dabei berührt sie eine Vielzahl von Dimensionen gleichzeitig: Sie organisiert unser Miteinander, konditioniert unsere Wahrnehmungsfähigkeiten, transportiert Weltanschauungen, verkörpert Wissen und vieles mehr. Wie geschieht diese Transformation? Wann wird ein Raum in seinen unterschiedlichen Dimensionen zur Architektur und welche Bedeutungen verbinden wir mit Architektur?
Wir werden untersuchen, inwiefern Interpretation und Realisierung in der Bedeutung eines architektonischen Werks zusammenfließen. Wie bezeichnen und beurteilen wir architektonische Räume, die für unser Leben bedeutend und funktional sind? In der Auseinandersetzung zwischen Philosophie und Architektur werden wir die Problematik der Bedeutungsgebung in Betracht ziehen, die unsere Interpretationspraktiken prägt. So eröffnet sich ein Spannungsfeld für die Reflexion der verschiedenen Aspekte, die in der Architektur involviert sind. Durch die gemeinsame Lektüre und Diskussion von theoretischen Texten und architektonischen Werken werden wir die unterschiedlichen Dimensionen des architektonischen Raums untersuchen.
Geleitet wird das Seminar von der Philosophin Lidia Gasperoni und dem Architekt Matthias Graf von Ballestrem, die sich beide mit dem Problem einer Bedeutungsgebung in der Architektur beschäftigen. Es richtet sich besonders an Freunde der Ästhetik und Architektur, ist aber offen für all jene, die sich für die Vertiefung des Problems unseres gelebten Raumes interessieren. Das Thema betrifft ein neues Spannungsfeld zwischen Philosophie und Architektur und das Seminar stellt sich als ein Versuch dar, diese neuen Einblicke der Forschung zu diskutieren.
Auf eigener Seite anzeigenDie Dozenten 2013
Lidia Gasperoni erwarb ihr Abitur an einem altsprachlichen Gymnasium in Rom. Sie studierte Philosophie an der Universität „La Sapienza“ in Rom und verbrachte Auslandsaufenthalte an der Universität Freiburg und der Technischen Universität Berlin. Ihren Master erwarb sie mit einer preisgekrönten Arbeit zu Salomon Maimons Transzendentalphilosophie. Ihre Promotion, die durch ein Stipendium des DAAD für exzellente ausländische Wissenschaftler gefördert wurde, hat sie 2015 an der Technischen Universität Berlin abgeschlossen. Seit 2018 ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet für Architekturtheorie der TU Berlin.
Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Erkenntnistheorie, Sprachphilosophie sowie der Transzendentalphilosophie des 18. Jahrhunderts. In ihrer Promotion beschäftigte sie sich mit der Beziehung von Begrifflichkeit und Sinnlichkeit, indem sie von Kant ausgeht und sich darüber hinaus auf den Deutschen Idealismus und zeitgenössische Erkenntnistheorien bezieht. Seit 2014 untersucht sie die Funktion ästhetischer Praktiken und Medien im architektonischen Entwurf. Sie hat als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet für Architekturdarstellung und Gestaltung gearbeitet und am Fachgebiet für Baukonstruktion und Entwerfen (Leibinger/Ballestrem) der TU Berlin geforscht.
Ihre weiteren Interessen gelten ihrer Tätigkeit als Italienischlehrerin und Übersetzerin von sprachphilosophischen und ästhetischen Schriften, wie überhaupt dem wechselseitigen deutsch-italienischen Austausch, der Kunst und dem Reisen.
Auf eigener Seite anzeigenFlorian Ludwig, geboren 1973 und aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Hessen, verbrachte seine Schulzeit in Gießen. Daraufhin studierte er Geographie in Gießen und Rovaniemi/Lappland, wobei er sich hauptsächlich mit der Frage beschäftigte, wie die Gletscher der Hochgebirge und der Arktis auf den Klimawandel reagieren. Während des Studiums und im Anschluss daran nahm er an mehreren Forschungsprojekten in den Alpen, Kasachstan und auf Spitzbergen teil. Seine Diplomarbeit an der Universität Zürich schrieb er über die Reaktion des Permafrostes auf die Erderwärmung.
Von 2004 bis 2012 absolvierte er an der Universität Freiburg ein Zweitstudium der Humanmedizin. Seine besonderen Interessen liegen hier bei den chirurgischen Fächern und der Medizinethik.
In seiner Freizeit zieht es ihn in die großen Hochgebirge und Wildnisgebiete der Erde, immer wieder nach Chile und auf sein altes Fischerboot in Norwegen. Seit vielen Jahren betreibt er alpines Felsklettern, meistens in den Alpen und den Anden. Als Fachübungsleiter des Deutschen Alpenvereins führt er Gruppen und Expeditionen.
Auf eigener Seite anzeigenSimon Gabriel Neuffer ging in Essen zur Schule und absolvierte dort sein Abitur. Er studierte – gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes – Philosophie, Kunstgeschichte und Neuere Deutsche Philologie an der Technischen Universität und der Freien Universität Berlin sowie in Florenz. Von 2013 bis 2016 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Technischen Universität Berlin. Seit 2016 ist er Visting Scholar an der Columbia University in New York.
Seine Interessen liegen vor allem in der Erforschung der Philosophie des Deutschen Idealismus und Kants sowie der griechischen Philosophie. Des weiteren ist ihm die Geschichte der Kunst der Frühen Neuzeit und des Klassizismus sowie die Literatur der Goethezeit ein wichtiges Anliegen.
Er »möchte gern, was auf der Erden / Und in dem Himmel ist, erfassen, / Die Wissenschaft und die Natur. […] Doch freilich würde [ihm] behagen / Ein wenig Freiheit und Zeitvertreib / An schönen Sommerfeiertagen.«
Auf eigener Seite anzeigenPaul Schempp, geboren 1985, verbrachte seine Schulzeit in Preetz (Schleswig-Holstein). Nach dem Abitur absolvierte er ein einjähriges studium generale am Tübinger Leibniz Kolleg. Danach studierte er Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn, gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes. Nach einem einjährigen Auslandsstudium an der UC Berkeley begann er im Jahr 2009 mit dem Promotionstudium an der Bonn Graduate School of Economics und ist zur Zeit außerdem Stipendiat am Max Planck Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern.
In seiner wissenschaftlichen Arbeit befasst er sich mit sehr unterschiedlichen Themen. Systemische Risiken in der Finanzökonomik gehören ebenso zu seinen Forschungsgebieten wie soziale Präferenzen. Das philosophische Problem der Verteilungsgerechtigkeit und dessen Darstellung in ökonomischen Modellen gehören zu den Themen, die ihn auch außerhalb seiner eigenen Forschung beschäftigen.
In seiner Freizeit gilt sein größtes Interesse der Musik. Seit seiner Kindheit spielt er Geige, zur Zeit wirkt er in einem studentischen Sinfonieorchester mit.
Auf eigener Seite anzeigenTatjana Noemi Tömmel wuchs in München auf. Nach dem Abitur arbeitete sie ein Jahr lang in verschiedenen Theatern als Regiehospitantin, unter anderem beim Bayerischen Staatsschauspiel und im Gekidan Mingei in Tokio, Japan. Gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes studierte sie im Anschluß Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft sowie Philosophie in München, Berlin und Paris. Neben ihrem Studium absolvierte sie verschiedene Praktika im Filmbereich (unter anderem in der Fernsehfilm-Redaktion von ARTE in Strasbourg und bei X Filme, Berlin), war Mitarbeiterin von Hans Magnus Enzensbergers Humboldt-Edition und persönliche Assistentin der Schauspielerin und Regisseurin Maria Schrader.
2008 begann sie ihr Promotionsstudium in Philosophie, gefördert durch das Exzellenz-Cluster „Languages of Emotion“ an der Freien Universität Berlin und die Studienstiftung des deutschen Volkes. Die Arbeit an ihrer Dissertation über den Liebesbegriff bei Martin Heidegger und Hannah Arendt führte sie 2009/10 an die Universität Yale in den Vereinigten Staaten. Im Sommer 2012 wurde sie von der Goethe-Universität Frankfurt am Main promoviert. Seit März desselben Jahres ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Center for Subjectivity Research an der Universität Kopenhagen beschäftigt. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Praktischen Philosophie, Ästhetik, Phänomenologie und Existenzphilosophie.
Obwohl sie sich gegen eine künstlerische Laufbahn entschieden hat, gilt den schönen Künsten weiterhin ihre Leidenschaft. Daneben begeistert sie sich für Innenarchitektur, Mode und Design und liebt es zu reisen, vor allem in ihre zweite Heimat Südfrankreich.
Auf eigener Seite anzeigenMax Winter, geboren 1980, ging in Bielefeld und in Duino/Italien zur Schule. Er studierte Philosophie und Geschichtswissenschaften in Freiburg und Rom, gefördert durch ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes. 2012 wurde er mit einer Arbeit zu Hegels Geschichtsphilosophie an der Universität Basel promoviert. Er lebt in Berlin, ist Gründungsmitglied und Vorsitzender der Freigeist-Akademie, unterrichtet Philosophie und Geschichte an der Neuen Schule Wolfsburg und ist zugleich als Dozent für Wirtschaftsethik in einem Studiengang der Universität Freiburg tätig.
Seine Forschungsschwerpunkte sind die Philosophie des Deutschen Idealismus, die Geschichtsphilosophie, die Wirtschaftsethik sowie die philosophischen Grundlagen des Datenschutzes.
Neben der Philosophie begeistert er sich für die Suche nach neuen Perspektiven klassischer Bildung und die Kultur und Geschichte Italiens.
Ausgewählte Publikationen:
- Hegels formale Geschichtsphilosophie (Monografie)
- Demokratietheoretische Implikationen des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung (Aufsatz)
Auf eigener Seite anzeigen
Collevecchio 2012
Gruppenphoto der Teilnehmer und Dozenten der Freigeist-Akademie für Geisteswissenschaften 2012.
2012
Freigeist-Akademie 2012
Im Sommer 2012 wurden Seminare zu folgenden Themen angeboten:
- Was leistet Ethik in der Medizin?
- Was ist Rationalität?
- Religion in der Moderne?
- Kunst – Fiktion oder Wirklichkeit?
Für einen Abendvortrag konnten wir gewinnen:
- Prof. Dr. Sybille Ebert-Schifferer, Direktorin der Bibliotheca Hertziana (Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte in Rom): Caravaggio als Fallbeispiel für kunsthistorische Methodik.
Collevecchio 2011
Gruppenphoto der Teilnehmer der Freigeist-Akademie für Geisteswissenschaften 2011.
2011
Freigeist-Akademie 2011
Im Jahre 2011 wurden die folgenden Seminare angeboten:
So vertraut uns die Begriffe Recht und Gerechtigkeit auch sein mögen, so schwer scheint es doch, sie genau zu fassen. Nicht nur das wachsende Gewirr geltenden Rechts scheint undurchsichtig, sondern auch der Begriff des Rechts selbst führt schnell zur Verwirrung. Ist Recht die Gesamtheit der Gesetze, also mit dieser gleichzusetzen, oder gibt es ein Recht außerhalb der Gesetze? Wenn ja, in welchem Verhältnis stehen Recht und Gesetz dann zueinander? Wie können wir einen Maßstab gewinnen, welchen Gesetzen wir folgen müssen und welchen nicht? Oder gibt es eine Pflicht, jedem Gesetz zu folgen, nur weil es gilt, auch wenn es uns als Unrecht scheint oder gar von einem ungerechten Herrscher oder Unrechtsstaat erlassen wurde? Gibt es ein Recht auf Widerstand gegen solche Gesetze oder sogar eine Pflicht, sich dem ungerechten Gesetzgeber zu widersetzen?
Ist Recht das Mittel, um Gerechtigkeit herzustellen oder nur notwendiges Übel, um an Stelle eines Krieges Aller gegen Alle ein Gemeinwesen, einen Staat zu ermöglichen?
Im Seminar wollen wir diese Fragen von zwei Gesichtspunkten aus betrachten. Im ersten Teil des Seminares sollen anhand klassischer und zeitgenössischer Text einige maßgebende Positionen in der Geschichte der Rechtstheorie erarbeitet werden, um so die Begriffe Recht und Gerechtigkeit aufzuklären.
Dazu werden wir uns zunächst anhand kurzer Textabschnitte aus den Werken Aristoteles‘ und Ulpians mit den Grundlagen des modernen Rechts in der Antike befassen, wobei wir Platon als scharfen Kritiker und radikalen Verfechter von positivem Recht zu Sprache kommen lassen. Im zweiten Schritt werden wir uns mit der sogenannten Naturrechtsdebatte befassen, das heißt, der Frage nachgehen, ob sich Recht allein aus geltenden Gesetzen ableiten läßt oder ob es vielmehr idealistischer Voraussetzungen wie Freiheit und Moral bedarf. Insbesondere den Zusammenhang von Recht, Moral und Freiheit wollen wir diskutieren. Hierzu werden wir Textausschnitt aus den Werken Hobbes, Kants, Hegels und Kelsens lesen. Drittens werden wir uns mit der Spannung von Recht und Gerechtigkeit befassen, wobei wir Texte von Radbruch und Rawls behandeln werden.
Im zweiten Teil des Seminares werden wir eine Brücke zur Praxis schlagen, indem wir die theoretischen Fragen am Beispiel des deutschen Grundgesetzes und anhand maßgebender deutscher Rechtsprechung prüfen.
Auf eigener Seite anzeigenDer homo oeconomicus polarisiert. Er ist ein Reizbegriff, der gerne in politischen Talk-Shows, in der Presse und in Alltagsdiskussionen verwendet und instrumentalisiert wird. Das mit ihm verbundene Profitstreben wird verantwortlich gemacht für die Schattenseiten der Globalisierung und die negativen Auswüchse des Finanzsystems. Warum also gründet sich die Ökonomie als Wissenschaft auf dieses Menschenbild, um mit ihm Entscheidungen zu modellieren, wie wir sie täglich fällen, wenn wir einkaufen, unsere Zeit organisieren oder wählen gehen?
Um das Spannungsverhältnis zwischen Alltagsurteil und wissenschaftlicher Methode zu verstehen, wollen wir das Konzept des homo oeconomicus gezielt hinterfragen. Dazu werden wir uns auf der einen Seite ein vertieftes Verständnis der Relevanz dieses Konzeptes innerhalb der Wirtschaftswissenschaft erarbeiten. Sie versteht unter dem homo oeconomicus einen rationalen Agenten, der strikt nach seinem Eigeninteresse handelt, wobei seine Handlungen sich nicht logisch widersprechen. Doch wie nützlich ist diese „strategisch simplifizierte“ Vorstellung eines rationalen Entscheiders tatsächlich, um ökonomisches Verhalten zu erklären oder gar vorauszusagen? Um diese Frage zu beantworten, werden wir uns sowohl mit klassischen theoretischen Weiterentwicklungen (etwa der Umgang des rationalen Entscheiders mit Unsicherheit) beschäftigen, als auch empirisch beobachtbare Verhaltensweisen (z.B. altruistische Handlungen) diskutieren, die mit dem Instrumentarium des rationalen Entscheidens nicht erklärbar sind. Hierbei werden wir uns mit den zentralen Aussagen der noch jungen Verhaltensökonomie beschäftigen, die von begrenzt rationalen Akteuren ausgeht (bounded rationality).
Auf der anderen Seite sollen die philosophischen Implikationen des homo oeconomicus untersucht werden, indem zunächst der Frage nachgegangen wird, was für eine Rationalität mit dem ökonomischen Gedanken der Nutzenmaximierung eigentlich gemeint ist. Dafür werden wir die Ursprünge dieses Menschenbildes bei Autoren wie Adam Smith und John Stuart Mill nachvollziehen, um es dann anhand exemplarischer Texte von Max Weber bis hin zu John Rawls mit anderen Rationalitätskonzepten zu vergleichen. Anschließend gilt es zu hinterfragen, was es genauer bedeutet, sich für etwas zu entscheiden. Dies soll durch Texte von Aristoteles bis hin zu solchen moderner Autoren der Handlungs- und Spieltheorie konkretisiert werden, um von dort diskutieren zu können, ob der homo oeconomicus tatsächlich nur ein Analysewerkzeug darstellt, oder doch normative Implikationen enthält.
Ziel des Seminars wawr es, durch die gemeinsame Diskussion dieser Fragen einen Einblick in die verschiedenen Herangehensweisen der Wirtschaftswissenschaften und der Philosophie zu vermitteln. Es wurde geleitet von Sören Radde als philosophisch interessiertem Ökonom und Max Winter als Philosoph, richtete sich aber nicht nur an Teilnehmer mit ausgeprägtem Interesse an beiden Fächern oder der politischen Theorie, sondern ebenso an alle, die sich für die gesellschaftliche Relevanz der Frage begeistern können. Wir möchten dabei nicht so sehr die Vermittlung eines fertigen Stoffes, sondern die gezielte Diskussion anhand zentraler Texte, Argumente und Experimente in den Mittelpunkt stellen.
Auf eigener Seite anzeigenIm offenen Austausch zwischen Philosophie und Kunstgeschichte werden wir gemeinsam in die Frage nach der Wahrnehmung, Deutung und Interpretation von Kunstwerken einsteigen. Ist es möglich, in einem objektiven Sinn von Kunst zu sprechen – oder liegt ein solches Urteil grundsätzlich im Auge des Betrachters? Wir werden durch die Analyse exemplarischer Kunstwerke und die Lektüre von grundlegenden Texten zur Ästhetik untersuchen, wie die Betrachtung der Kunstwerke und deren Belegung mit ästhetischen Werturteilen ein komplexes Wechselspiel zwischen den Methoden und Perspektiven der Philosophie einerseits und der Kunstgeschichte andererseits provoziert.
Die Kunst stellt seit jeher für die Philosophie ein besonderes Problem dar – einerseits als Gegenstand unserer Wahrnehmung und Beurteilung, die in uns Interpretationen, Emotionen und historische Bezüge wachruft, anderseits als eigentümliches menschliches Produkt im Unterschied zur Natur. Anhand einer Auswahl philosophischer Texte (Platon, Aristoteles, Baumgarten, Kant, Hegel, Gadamer, Goodman) werden wir gemeinsam untersuchen, ob die Kunst primär eine gesellschaftliche Funktion erfüllt oder nur für sich betrachtet werden kann im Sinne des Ausspruchs l’art pour l’art. Was geschieht genau, wenn wir von einem Kunstwerk sagen, es sei schön – und worin unterscheidet sich ein solches Urteil von demjenigen über ein Naturphänomen?
Gleichzeitig sollen diese Probleme in Auseinandersetzung mit der Kunsttheorie diskutiert werden, die sich bereits seit der Renaissance mit den Fragen nach dem Wesen der Kunst auseinandersetzt. Sie hat die Aufmerksamkeit auf Begriffe wie ›Abbild‹ und ›Idealbild‹, ›Transzendenz‹ und ›Immanenz‹ gerichtet, die von ihrer Aktualität auch heute nichts eingebüßt haben. Ein Spiegel dieser Geschichte bieten literarische Kunstbeschreibungen (etwa von Nietzsche, Freud, Thomas Mann u.a.). Ausgewählte historische Positionen werden wir im Seminar gemeinsam erarbeiten, kritisch diskutieren und schließlich durch die Betrachtung der Kunstwerke selbst auf ihre Reichweite hin prüfen. Das Seminar bietet somit die einzigartige Möglichkeit, Theorie und Praxis der Kunstkritik miteinander zu verbinden.
Geleitet wird das Seminar von der Philosophin Lidia Gasperoni und dem Kunsthistoriker Simon Gabriel Neuffer, die sich beide intensiv mit ästhetischer Theorie – einerseits als Form der Wahrnehmung, anderseits in der Kunst – beschäftigen. Es richtet sich besonders an Freunde der Ästhetik und Kunstgeschichte, ist aber offen für all jene, die sich – gerade in Italien – für die Kunst und ihre Interpretation interessieren. Das Thema verbindet sich zugleich hervorragend mit der Exkursion nach Rom, wo ein Teil der besprochenen Kunstwerke im Original besichtigt werden kann.
Auf eigener Seite anzeigenIn unserem gegenwärtigen Selbstverständnis verbirgt sich eine elementare Paradoxie: Wir schreiben dem Menschen einerseits gewisse Eigenschaften und Fähigkeiten zu, die ihn als bewusstseinsbegabtes Wesen von den physischen Dingen seiner Umwelt abgrenzen. Dies reicht von schlichten Emotionen und Empathie bis hin zu freien und rationalen Entscheidungen. Andererseits beanspruchen die bahnbrechenden Entdeckungen der Neuro- und Kognitionswissenschaften, dass unser naturwissenschaftliches Weltbild auch solche ‚geistigen‘ oder ‚psychischen‘ Eigenschaften zu erklären vermag. Unser Geist scheint demnach grundsätzlich auf neuronale Prozesse reduziert oder sogar durch die Programmierung von Computern künstlich erzeugt werden zu können.
Anders als bei anderen naturwissenschaftlichen Entdeckungen kommt es dabei jedoch an zentralen Stellen zu einem Konflikt mit unserem gewöhnlichen Selbstverständnis: Wie können wir von ‚freien‘ Handlungen sprechen und Menschen als ‚verantwortlich‘ oder ‚schuldfähig‘ bezeichnen, wenn die Ursachen unserer Handlungen in kausal bestimmten Gehirnprozessen bestehen? Verweist das ganz und gar subjektive ‚Sich-Anfühlen‘ jedes bewussten Erlebens – der spezifische Geschmack einer Kugel Eis ebenso wie Schmerzen oder Farbwahrnehmungen – nicht auf eine Grenze für die objektiv verfahrenden Naturwissenschaften? Und kann so etwas wie ‚Selbstbewusstsein‘ durch die schlichte Komplexität unserer neuronalen Informationsverarbeitung erklärt werden? Wir wollen diesen Fragen insbesondere vor dem Hintergrund von prominenten Texten aus der Gegenwartsphilosophie sowie anhand von kognitionswissenschaftlichen Experimenten nachgehen.
Das Seminar wurde von den Philosophen Frank Steffen und Maren Wehrle geleitet, die ihre Schwerpunkte in der ‚Philosophie des Geistes‘, in der Phänomenologie sowie in den Kognitionswissenschaften haben. Neben denjenigen Teilnehmern, die sich für Philosophie, Neurologie oder Kognitionswissenschaften interessieren, stand das Seminar allen offen, die sich über das Feuilleton hinaus mit den genannten Fragen auseinandersetzen wollen. Entscheidend ist die Lust an der Diskussion sowie die Bereitschaft, scheinbar selbstverständliche Begriffe gemeinsam zu hinterfragen, die für das künftige Verständnis und den Umgang des Menschen mit sich selbst von wesentlicher Bedeutung sind.
Auf eigener Seite anzeigenDie Dozenten 2011
Lidia Gasperoni erwarb ihr Abitur an einem altsprachlichen Gymnasium in Rom. Sie studierte Philosophie an der Universität „La Sapienza“ in Rom und verbrachte Auslandsaufenthalte an der Universität Freiburg und der Technischen Universität Berlin. Ihren Master erwarb sie mit einer preisgekrönten Arbeit zu Salomon Maimons Transzendentalphilosophie. Ihre Promotion, die durch ein Stipendium des DAAD für exzellente ausländische Wissenschaftler gefördert wurde, hat sie 2015 an der Technischen Universität Berlin abgeschlossen. Seit 2018 ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet für Architekturtheorie der TU Berlin.
Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Erkenntnistheorie, Sprachphilosophie sowie der Transzendentalphilosophie des 18. Jahrhunderts. In ihrer Promotion beschäftigte sie sich mit der Beziehung von Begrifflichkeit und Sinnlichkeit, indem sie von Kant ausgeht und sich darüber hinaus auf den Deutschen Idealismus und zeitgenössische Erkenntnistheorien bezieht. Seit 2014 untersucht sie die Funktion ästhetischer Praktiken und Medien im architektonischen Entwurf. Sie hat als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet für Architekturdarstellung und Gestaltung gearbeitet und am Fachgebiet für Baukonstruktion und Entwerfen (Leibinger/Ballestrem) der TU Berlin geforscht.
Ihre weiteren Interessen gelten ihrer Tätigkeit als Italienischlehrerin und Übersetzerin von sprachphilosophischen und ästhetischen Schriften, wie überhaupt dem wechselseitigen deutsch-italienischen Austausch, der Kunst und dem Reisen.
Auf eigener Seite anzeigenSimon Gabriel Neuffer ging in Essen zur Schule und absolvierte dort sein Abitur. Er studierte – gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes – Philosophie, Kunstgeschichte und Neuere Deutsche Philologie an der Technischen Universität und der Freien Universität Berlin sowie in Florenz. Von 2013 bis 2016 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Technischen Universität Berlin. Seit 2016 ist er Visting Scholar an der Columbia University in New York.
Seine Interessen liegen vor allem in der Erforschung der Philosophie des Deutschen Idealismus und Kants sowie der griechischen Philosophie. Des weiteren ist ihm die Geschichte der Kunst der Frühen Neuzeit und des Klassizismus sowie die Literatur der Goethezeit ein wichtiges Anliegen.
Er »möchte gern, was auf der Erden / Und in dem Himmel ist, erfassen, / Die Wissenschaft und die Natur. […] Doch freilich würde [ihm] behagen / Ein wenig Freiheit und Zeitvertreib / An schönen Sommerfeiertagen.«
Auf eigener Seite anzeigenSören Radde, Jahrgang 1985, verbrachte seine Schulzeit in Göttingen. Nach dem Abitur studierte er in Bayreuth und Paris Philosophy & Economics, gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes. Seine mehrfach ausgezeichnete Bachelorarbeit legte er zum Thema von geldpolitischen Reaktionen auf Ölpreisschocks ab. An das Bachelorstudium schloss er einen Master of Philosophy (MPhil) in Economics an der Universität Cambridge an. Nach mehreren Praktika im privaten und öffentlichen Sektor – darunter bei McKinsey, der Europäischen Kommission sowie beim Internationalen Währungsfonds – begann er eine Promotion in Volkswirtschaftslehre an der Technischen Universität Berlin sowie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.
Während des Bachelorstudiums galt sein besonderes Interesse der angelsächsisch geprägten Philosophie, wobei er sich etwa mit einer spieltheoretischen Analyse von David Humes „Treatise of Human Nature“ beschäftigte. Gegenstand seiner Promotion ist die makroökonomische Analyse von Konjunkturzyklen. Hier interessiert er sich insbesondere für die Bedeutung von Finanzmärkten für den Konjunkturzyklus.
Seinen fachlichen Interessen entspringt eine besondere Leidenschaft für wirtschaftspolitische Themen. Daneben begeistert er sich für lateinamerikanische Tänze, genießt kulinarische Leckerbissen der europäischen ebenso wie asiatischer Küchen und lässt sich mit Vorliebe von seinem Fernweh in unbekannte Länder und Kulturen treiben.
Auf eigener Seite anzeigenFrank Steffen studierte als Stipendiat der Studienstiftung Philosophie, Neuere Deutsche Literaturgeschichte und Theologie an den Universitäten Freiburg, Basel und Berlin. Von 2006 bis 2010 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Husserl-Archiv und des Centre for Security and Society an der Universität Freiburg sowie im Jahr 2011 am Center for Integrated Life Sciences der Humboldt-Universität Berlin, mit Forschungsschwerpunkten in Phänomenologie, Philosophy of Mind und Gerechtigkeitstheorie. Nach der Mit-Gründung der Freigeist-Akademie im Jahr 2011 arbeitete er in zwei IT-Startups sowie in der studentischen Unternehmensberatung der ETH Zürich. Als Stipendiat des Rector’s Scholarship Fund Masters‘ Award absolvierte er im Anschluss außerdem den MSc in Innovation, Entrepreneurship, and Management am Imperial College, London.
Danach war er etwa 2,5 Jahre als Strategieberater bei der Boston Consulting Group tätig, mit Schwerpunkten in den Themen Digitalisierung und Konsumgüter. Seit Beginn des Jahres 2016 leitet er als Mit-Gründer und Geschäftsführer die Data Analytics-Unternehmung STL Insight, die sich auf die Entwicklung von Machine Learning Verfahren konzentriert. Dahinter steht sein großes Interesse für die Zukunft von Anwendungen im Bereich ‚Künstliche Intelligenz‘, die Menschen in komplexen Entscheidungssituationen unterstützen.
Darüber hinaus treibt er regelmäßig Sport, insbesondere Laufen, Rennradfahren, und gelegentlich Klettern, am liebsten in den Bergen in der Nähe Münchens.
Max Winter, geboren 1980, ging in Bielefeld und in Duino/Italien zur Schule. Er studierte Philosophie und Geschichtswissenschaften in Freiburg und Rom, gefördert durch ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes. 2012 wurde er mit einer Arbeit zu Hegels Geschichtsphilosophie an der Universität Basel promoviert. Er lebt in Berlin, ist Gründungsmitglied und Vorsitzender der Freigeist-Akademie, unterrichtet Philosophie und Geschichte an der Neuen Schule Wolfsburg und ist zugleich als Dozent für Wirtschaftsethik in einem Studiengang der Universität Freiburg tätig.
Seine Forschungsschwerpunkte sind die Philosophie des Deutschen Idealismus, die Geschichtsphilosophie, die Wirtschaftsethik sowie die philosophischen Grundlagen des Datenschutzes.
Neben der Philosophie begeistert er sich für die Suche nach neuen Perspektiven klassischer Bildung und die Kultur und Geschichte Italiens.
Ausgewählte Publikationen:
- Hegels formale Geschichtsphilosophie (Monografie)
- Demokratietheoretische Implikationen des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung (Aufsatz)
Auf eigener Seite anzeigen