Ethik in der Medizin: Wollen wir alles, was wir können?

Ethik in der Medizin: Wollen wir alles, was wir können?

Seminar zur praktischen Philosophie und Humanmedizin

Die Geschichte der Medizin ist zugleich eine Geschichte faszinierender technischer und therapeutischer Fortschritte – zumindest insofern, als so die Handlungsreichweite von Ärzten und Therapeuten erheblich erweitert wurde. Viele dieser Entwicklungen verlängern unser Leben oder verbessern unsere Lebensqualität im Krankheitsfall erheblich. Allerdings werden sie auch von unausweichlichen Schatten verfolgt, und manche dieser Schatten entstehen sogar erst durch die medizinisch-technischen Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte.

Zu diesen unausweichlichen Schattenseiten zählen die Fragen, ob bestimmten Paaren die Präimplantationsdiagnostik (PID) gestattet sein sollte, ob Ärzte ihre Patienten auf Verlangen töten oder sie zumindest beim Sterben unterstützen dürfen, aber auch, nach welchen Kriterien Spenderorgane vergeben werden und wie wir die Einhaltung dieser Kriterien gewährleisten können. In diesen Fällen kollidieren bestimmte Wertvorstellungen und Weltanschauungen mit den Selbstbestimmungsansprüchen von Betroffenen oder den möglichen Rechten von ungeborenem Leben. In anderen Fällen kollidieren zudem die Wünsche der Betroffenen mit den hohen Kosten medizinischer Verfahren und den begrenzten Mitteln der Krankenkassen und Krankenhäuser. – Wie weit können die Selbstbestimmungsrechte des Einzelnen hier reichen, und wie lassen sich die knappen Mittel im Gesundheitswesen auf gerechte Weise verteilen? Welche Rolle spielen moralische Pflichten, soziale Nützlichkeitserwägungen und individuelle Tugenden in diesen schwierigen Situationen? Und welche Argumentationsstrategien führen zu welchen Ergebnissen?

In unserem Seminar werden wir die Kernprobleme der PID, der Transplantationsmedizin und der medizinischen Ökonomie anhand prominenter Beispiele und Positionen diskutieren. Auf diese Weise erfahren die Teilnehmer nicht nur etwas über die Grundfiguren des ethischen Argumentierens, sondern erwerben sich auch medizinisches, philosophisches und rechtliches Grundlagenwissen.

Das Seminar wird geleitet vom medizinisch interessierten Philosophen Philippe Merz und dem ethisch versierten Humanmediziner Florian Ludwig.