Widerstand

Widerstand

Seminar zur Philosophie, Literatur und politischer Theorie

Die Freiheit führt das Volk

»Nicht die Bosheit, sondern die Schwäche der Menschen ist das, was die Menschenwürde am tiefsten entstellt und herabzieht.«
(Dietrich Bonhoeffer)

»Das ist hier die Frage:
Obs edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern
Des wütenden Geschicks erdulden oder,
Sich waffnend gegen eine See von Plagen,
Durch Widerstand sie enden?"
(William Shakespeare: Hamlet; übers. v. Fr. Schlegel)

Worin wurzelt Widerstand? Oft genug verstehen wir Widerstand vorrangig in seiner Erscheinungsform als politisches Tun: »Ich bin dagegen.« Einerseits tritt ein solches Dagegen immer in einem inneren Zusammenhang auf: Wogegen bin ich? Warum? Wofür bin ich? Ich protestiere, lege also Zeugnis für etwas ab (»pro testare«). Zum anderen steht es im äußeren Verhältnis zu einem Bezugspunkt, es ist ein Widerstreit der Kräfte. Es geht um Macht und Ohnmacht, Kraft und Gegenkraft (actio – reactio). Mithin geht es um Stärke und Schwäche, um Starke und Schwache. Widerstand hat eine Richtung, ist gerichtet. Je nach Perspektive übt man ihn aus, oder man stößt auf ihn und muss ihn überwinden.

Ist Widerstand immer fortschrittlich und Avantgarde? Kann Widerstand nur von einer Minderheit ausgeübt werden? Hängt wirksamer Widerstand davon ab, ob er offen oder verdeckt stattfindet? Ist Widerstand sympathisch? Ist es ärgerlich, auf Widerstand zu stoßen? Ist Lernen und Erkennen und Lieben ohne Widerstand möglich? Wo liegt das Gegenteil von Widerstand? Was ist kluger Widerstand? Wie stehen denkender und handelnder Widerstand zueinander? Ist Widerstand das Privileg Einzelner oder Verpflichtung eines Jeden? Wie unterscheiden sich Reibung und Widerstand? Kann Widerstand missbraucht werden? Wie stehen Ästhetik und Widerstand in Beziehung? Wann endet Widerstand?

Das Seminar nimmt solche Fragen als eine Wolke von Ausgangspunkten. Wir füttern die Auseinandersetzung mit Gedanken der Geistesgeschichte, mit Texten der Philosophie, Literatur und politischen Theorie, mit Material aus Theater und Film, mit Werken der Bildenden Kunst und der Musik. Im gemeinsamen Gespräch bilden und entwickeln wir unser Verständnis von Widerstand und widerstehen der Versuchung einer einfachen Lesart